Sicher hast Du folgendes Szenario schon erlebt:
Du bummelst gemütlich durch die Stadt oder das nächste Einkaufszentrum. Eigentlich brauchst Du gar nichts. Aber dann lacht Dich doch dieses eine Teil an. Du lässt Dich mal rübertreiben. Ein knallroter Aufkleber prangt auf dem Etikett. SALE! Was für eine Gelegenheit! Da musst Du unbedingt zuschlagen, wer weiß, wann sie sich wieder bietet. Und schwupps, schlägst Du zu. Dein Konto weint, Dein Budget ist aus den Fugen aber Du bist happy.
Vorübergehend.
Der größte Feind Deines Budgets und damit der Kontrolle über Dein Geld sind Impuls- oder Spontankäufe. Sie schalten jegliches rationales Denkvermögen aus und die gute, alte schnelle Bedürfnisbefriedigung ein.
Das muss aber nicht so bleiben!
1. Führe eine Wunschliste
Ich selbst nutze seit über einem Jahr eine ganz einfache Notiz als Wunschliste (vorher auf dem iPad, jetzt auf dem iPhone). Es gibt dafür auch fancy Vordrucke, aber ehrlich, das fällt auch unter die Kategorie “Brauche ich das wirklich?”. In diese Notiz trage ich meine materiellen Wünsche ein, zusammen mit dem Datum an dem der Wunsch es auf die Liste geschafft hat und den geschätzten Kosten. Mindestens einen Monat muss der Wunsch dann auf der Liste bleiben, bevor ich ihn erfülle.
Auf meiner Liste finden sich im Moment 3 Wünsche:
- Macbook Air (ca. 1800€)
- Cambridge Satchel oxblood (ca. 200€)
neue Brille (ca. 250€)
Es gab zwischendurch ehrlich mal Neuzugänge, die sind aber immer wieder geflogen, da ich festgestellt habe: So dringend war der Wunsch nicht.
Nur die neue Brille hängt mir noch nach, ich habe das perfekte Modell jetzt auch gefunden. Ich könnte es jederzeit bestellen, aber der “Pain” ist momentan noch nicht groß genug. Der Pain war plötzlich groß genug, als meine alte Brille kaputt ging. Im Endeffekt habe ich doch wieder beim Optiker gekauft und liebe meine neue Brille, auch wenn sie etwas teurer war, als veranschlagt.
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2. Besteht echter Bedarf
In der Volkswirtschaft wird grob zwischen drei Güterarten unterschieden. Inferiore Güter, Normale Güter und Luxusgüter.
Hey, aufwachen! Ist nur ein kurzer Exkurs und sogar ein spannender! Inferiore Güter ist zum Beispiel das Brot aus dem Supermarkt, das Du kaufst, weil Du Dir Brot vom Bäcker nicht wirklich leisten kannst. Wenn Dein Einkommen steigt, gehst Du gerne zum Bäcker und lässt das abgepackte Supermarktbrot links liegen.
Luxusgut wäre dann das von kleinen Kindern stundenlang handgeknetete, auf der Marmorplatte gebackene und schließlich einzeln in Seidenpapier eingeschlagene Brot aus dem Feinkostladen. Ganz nett, aber das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt nicht.
“Brauche ich das wirklich” solltest Du Dich vor allem bei inferioren und Luxusgütern fragen. Brauchst Du die 5 Packungen Wurst vom Discounter wirklich? Willst Du das Deinem Körper antun oder nicht doch lieber 100g Aufschnitt beim Biometzger kaufen und die wirklich genießen? Und brauchst Du den 200 Zoll Ultra-super-HD Fernseher oder tut es nicht auch der, den Du schon hast (oder sogar gar keiner?).
Ich finde es auch sehr ratsam, immer wieder die Punkte auf meiner Wunschliste in Frage zu stellen. Meistens ist die Antwort nämlich wirklich ein gemurmeltes “Nein”.
3. Hast Du genügend Geld um den Kauf zu finanzieren
Die Punkte 2 und 3 gehen Hand in Hand. Wenn Du Dich fragst ob Du etwas wirklich brauchst, solltest Du Dich im nächsten Schritt unbedingt Fragen, ob Du die Kohle auch tatsächlich hast!
Damit Du nicht wegen jeder Packung Eier überlegen musst, setz Dir am besten ein Limit. “Über 10 Euro gehe ich nochmal in mich, bevor ich was kaufe” oder “Außer bei Lebensmitteln stelle ich mir noch einmal die Frage, ob ich mir das leisten kann”. Welche Voraussetzung Du auch immer verwendest, ist dabei gänzlich Dir überlassen. Finde heraus, was für Dich funktioniert.
Ich halte mich z.B. lose an die 10€-Regel. Gestern kaufte ich Fleisch im Bioladen, die kleinste Packung lag bei etwas über 12€. Da habe ich schon kurz überlegt, nicht weil ich das zu teuer fand (vom Kilopreis her) sondern weil ich gerne eine kleinere Menge gekauft hätte. Gab’s nicht, also wägte ich ab und entschied mich dafür, dass ich mir das leisten kann.
Wenn Du die Frage mit “Nein” beantwortest, solltest Du Dich umdrehen und weggehen. Vor allem, wenn Du nicht ausnahmsweise mal 3 Euro mehr für Nahrungsmittel ausgibst, sondern Du unter Umständen einen Kredit aufnehmen oder Dein Konto überziehen müsstest.
Das ist es wirklich, wirklich nicht wert! Ab damit auf die Wunschliste, einen Betrag dafür budgetieren und Dich freuen, wenn Du die Summe zusammen hast. Die Vorfreude bewirkt nämlich, dass Du dann wirklich Spaß dran hast.
4. Würdest Du es kaufen, wenn es nicht reduziert wäre
Gefühlt ist ständig SALE. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft ich Kleidung im SALE gekauft hab, die ich dann niemals getragen habe weil sie
- gar nicht mein Stil war
- nicht richtig passte oder
- mir gar nicht gefiel
Die Methoden der Bekleidungsindustrie kannst Du übrigens in diesem Artikel nachlesen.
Aber nicht nur Kleidung, egal was Du heruntergesetzt kaufst und sei es Lebensmittel: Frag Dich ob Du es auch kaufen würdest, wenn es nicht im Angebot wäre. Ich kaufe oft reduzierte Lebensmittel, weil ich so manchmal neue Geschmäcker oder Besonderheiten in unseren Speiseplan integriere. Auch hier: Finde heraus, was für Dich funktioniert!
Übrigens: Auch Rabattcodes solltest Du mit Vorsicht genießen. Kaufst Du auf Teufel komm raus was in einem Laden, in dem Du nie kaufst, nur weil Du 25% Rabatt bekommst?
Kürzlich kam die Werbung eines Bekleidungsgeschäftes an, bei dem ich schon etwa 5x versucht habe, mich aus dem Postverteiler löschen zu lassen. 40% Rabatt für eine Woche. Kannst Du Dir vorstellen, wie versucht ich bin, auf die Seite zu schauen? Vielleicht finde ich ja doch was, was ich brauchen könnte…?
Ein weiteres Beispiel ist die Shopping Week, die im Moment ja auch wieder läuft. Finger weg! Außer wenn Du die Möglichkeit hast, ein Teil Deiner Wunschliste deutlich günstiger zu erstehen – allerdings nur, wenn es schon mindestens 30 Tage auf der Liste stand!
5. Warum kaufe ich das jetzt?
Bist Du traurig, wütend oder gelangweilt und brauchst deshalb die schnelle Dosis Glück? Identifiziere solche Gefühlskäufe und achte darauf, was Du WIRKLICH möchtest. Kläre die Situation, hol Dir eine Umarmung ab, mach Dir eine Tasse Tee, geh eine Runde spazieren. 15 Minuten stramm spazieren helfen gegen Lust auf Süßigkeiten und auch gegen die Lust auf den nächsten Spontankauf!
Wenn der Kauf online ist, leg das Teil in den Warenkorb und schließe dann die Seite. Nimm Dir vor, erst auf “Bestellen” zu drücken, wenn das Gefühl vorbei ist. Meistens willst du es dann schon gar nicht mehr.
6. Abstinenz
Wir sind es so gewöhnt, ständig shoppen zu können, dass uns oft gar nicht auffällt, dass unser Geldbeutel dadurch deutlich leichter wird.
Melde Dich von Newslettern ab, die Dich zum kaufen animieren wollen und bei denen Du gerne auf die Seite durchklickst. Ich liebe englische Mode und hasse es, dass mir meine Lieblingsmarke nach einem Klick im Newsletter immer noch eine E-Mail hinterher schickt: Möchte ich nicht vielleicht DOCH dieses tolle Paar Schuhe kaufen, das ich gerade angeschaut habe?
Also habe ich mich abgemeldet.
Verzichte auch darauf, “einfach mal so” auf Verkaufswebsites zu browsen. Und halte Dich auch von Einkaufsstraßen und -zentren fern. Geh offline oder sogar raus in die Natur, davon hast Du mehr!
Foto: Alexandra Gorn auf Unsplash
Gabi Raeggel meint
Ich habe mir angewöhnt, die EC-Karte wirklich nur dann mitzunehmen, wenn ich tatsächlich auch geplant etwas bestimmtes kaufen will. Ansonsten nur etwas Bargeld. Da regeln sich Spontankäufe oft von alleine.
Andrea meint
Liebe Gabi,
das finde ich auch eine super Möglichkeit, gerade wenn man sich wirklich nicht im Griff hat (kenne ich auch…!). :)
Liebe Grüße
Andrea
Andrea E. meint
Hallo Andrea.
Ich lese mich grade durch deinen Blog.
Und muß feststellen ich bin auf dem Richtigen Weg.
Wünsche stehen auf der Wunschliste und auch wenn das Geld zusammen gespart ist werden sie nicht sofort erfüllt.
Die 10% Regel nutze ich jetz seit gut einen Jahr, mit Erfolg.
Eine Gehalts Erhöhung geht auf eine Prepaid Kredit Karte und wird nur genutz wenn ich mal wieder Unterwegs bin (Hotel, Fahrkarten etc).
Im Monat gönne ich mir ein Tägliches Taschengeld und was nicht gebraucht wird kommt in die Wutz.
Klimpergeld wird auch gesammelt, ich habe mir extra ein Konto einrichten lassen wo ich die Münzen am Automaten einzahlen kann.
Shopping im Klassischen Sinne macht mir einfach keinen Spaß mehr,
dabei geholfen hat mir ein Buch das paradoxer Weise ich Kauf nix heißt.
Ich betrachte mich als geheilt.
Es ist in meinen Augen erschreckend was dieser Konsumwahnsinn mit Menschen anstellt.
Aber vor Kurzem bin ich doch in eine Falle getappt.
Von wegen Lapptop.
Das hab ich mir gegönnt….
….um dann festzustellen das man das Ofiicepaket Extra kaufen muß.
Ganz Toll.
Grüße Andrea
Andrea meint
Liebe Andrea,
das klingt doch schon alles sehr gut! Ich glaube, so kleine “Rückschläge” oder “Fallen” gibt’s immer wieder. Ich genieße es z.B. auch, mir mal was zu leisten. Ich habe mir z.B. jetzt einen neuen Laptop gekauft, nicht das billigste vom billigen. Sondern hochwertig und verhältnismäßig teuer, aber ich hab jedes Mal Spaß, an ihm zu arbeiten :) Und für sowas kann Konsum doch auch gut sein. Es ist ja nicht alles nur schwarz und weiß.
Aber ich verstehe Dich: Solche versteckten Kosten mag ich auch nicht. Kannst Du vielleicht mit LibreOffice arbeiten?
Und das Buch mochte ich auch sehr gerne. Ich fand’s auch super hilfreich :)
Alles Liebe,
Andrea