Ich habe es in der Vergangenheit meistens vermieden, über Schulden zu sprechen. Besonders aufmerksame Leser wissen, dass ich meine erste Kreditkarte ausgereizt, Bildungsschulden gemacht und auch sonst jedes finanzielle Fettnäpfchen mitgenommen habe, dass sich so finden lässt.
Es ist mir bis heute unangenehm, darüber zu reden. Ich erzähle hier von Spartipps und davon, wie Du Dir ein nachhaltiges Nebeneinkommen aufbauen kannst, teile Tipps und Tricks, die Dir helfen sollen, Dein Geld unter Kontrolle zu haben. Und dann soll ich zugeben, dass ich selbst oft zu kämpfen habe? Es fiel mir leichter, über meine Depressionen zu schreiben. Blöd, oder?
Schulden im Nacken
Im Jahr 2018 veröffentlichte das Statistische Bundesamt zahlen zur durchschnittlichen Verschuldung eines jeden Bundesbürgers. Über 29.000€ Schulden trägt jeder (rein statistisch) mit sich herum.
Das Netto-Jahreseinkommen pro Kopf liegt im Vergleich dazu nur bei 22.680€. Wenn man sich diese Zahlen auf der Zunge zergehen lässt, kann einem nur übel werden. Für mich jedenfalls ist es an der Zeit, endlich mal so richtig blank zu ziehen.
Friede, Freude, Schuldenfreiheit
Mit meiner Artikelserie “Endlich schuldenfrei” will ich meine besten Tipps, Tricks und vor allem Erfahrungswerte mitgeben. Denn mein Mann und ich sind schuldenfrei. Komplett. Mein Sohn wird nicht wissen, wie es ist, wenn Mama und Papa Gläubiger im Nacken sitzen. Bis auf einen Immobilienkredit irgendwann einmal gibt es im Hause Sparfuchs keine. Schulden. mehr.
Zu den Auswirkungen, die schuldenfrei zu sein auf uns hat bzw. hatte werde ich einen eigenen Artikel schreiben. Wir haben unsere letzten Schulden einen Tag nach meinem 31. Geburtstag getilgt (bestes Geschenk ever!) Im ersten Moment konnte ich es gar nicht glauben. Und dann breitete sich in mir eine Mischung aus Vorfreude und tiefer Zufriedenheit aus. Lustigerweise knirsche ich seither kaum noch mit den Zähnen, aber mehr dazu an anderer Stelle!
Heute geht es erst einmal um etwas anderes und zwar
Die 7 häufigsten Fehler, die beim Schulden zurückzahlen gemacht werden
Blicke ich auf unsere eigene Reise zurück, ist uns jeder einzelne dieser Fehler einmal (oder mehrfach) passiert. Und auch wenn ich mich in der englischsprachigen #debtfreecommunity umschaue, stolpern ich und fast alle anderen immer wieder über dieselben Felsbrocken.
Grund genug, uns die wichtigsten einmal vorzunehmen:
Fehler #1: Du steckst Deinen Kopf in den Sand und hoffst, Deine Schulden zahlen sich von selbst ab
Ja, schön wäre es, oder? Ein tolles Beispiel dafür sind Kreditkartenschulden. Exempel A: ich selbst. Bis auf 1500€ habe ich meine blöde Amazon-Kreditkarte ausgereizt, um mit ihr lauter unnötiges Zeug zu kaufen, das ich mir nicht leisten konnte.
Ich fand mich so cool und die Kreditkarte auch! Die Mindestrate konnte ich mir zunächst noch locker leisten. Dabei habe ich überhaupt nicht realisiert, dass sich im Hintergrund Zinsen satt angehäuft haben. Dadurch hat sich die Summe, die ich schuldete erhöht, statt dass sie kleiner geworden wäre.
Wenn Du ähnliches tust oder Briefe von Gläubigern ungeöffnet wegwirfst, mach bitte sofort damit Schluss. Sie sitzen meist am längeren Hebel und sie haben ja auch Recht (auch wenn sich über Wucherzinsen und Inkassobüros streiten lässt). Du hast die Schulden verursacht, Du bist dafür verantwortlich, sie zurückzuzahlen und keine neuen mehr zu verursachen!
Kümmere Dich am besten so schnell wie möglich um einen Tilgungsplan für Deine Verbindlichkeiten. Das führt uns auch gleich zum nächsten Punkt:
Fehler #2: Du unterschätzt, wie viel Geld Du monatlich zum Schulden tilgen hast
Da sitzt Du also, erstellst Dein Fantasiebudget und hast am Ende noch gut 800€ über, die Du zur Tilgung verwenden kannst. Easy! Die sind in Nullkommanix Geschichte.
Bis Dein Kühlschrank kaputt geht. Bis die Rechnung der Autoversicherung im Briefkasten landet. Bis Weihnachten ist.
Bleib realistisch, auch wenn Dir nicht gefällt, was Du siehst. Besser Du wirst positiv überrascht, als dass Du eine Zahlung nicht leisten kannst oder am Ende Deines Geldes noch zu viel Monat über ist.
Fehler #3: Du willst zu viel auf einmal (am besten gleich alles!)
Dieser Punkt ist ganz eng mit #2 verknüpft. Hast Du einmal Blut geleckt, hättest Du am liebsten vorgestern Dein perfektes Budget erstellt, die notwendigen 20 Zahltage gehabt und wärst jetzt schuldenfrei!
Je nachdem, wie hoch Deine Verbindlichkeiten sind, ist das aber kein Sprint, sondern ein Marathon. Und der besteht aus einzelnen Schritten, aus Etappen, die Dich an Dein Ziel bringen.
Behandle Deine #debtfreejourney auch so.
Mein Tipp ist es, Dir Etappenziele zu stecken und Dich für das Erreichen zu belohnen (ohne neue Schulden zu machen!). Wie findest Du heraus, was gute Zwischenziele sind?
Fehler #4: Du hast keinen Plan für Deinen Weg zur Schuldenfreiheit
Indem Du Dir einen Plan machst. Bleiben wir beim Vergleich mit dem Marathon. Du würdest Dir ja auch nicht die Schuhe zubinden, ach ne, die haste ja nicht mehr, dann muss es so gehen und einfach los rennen.
Ein Marathon wird geplant, für ihn wird trainiert, es werden Proberunden gelaufen, gelaufen und noch mehr gelaufen, bis Du am Ende durch’s Ziel kommst.
Ganz genauso ist das beim Schulden tilgen. Mit dem klaren Blick auf Deinen Schuldenberg, mit einem realistischen Budget, das Dein tatsächliches Leben abbildet und das Dir eine nachhaltig mögliche Summe zur Rückzahlung übrig lässt, mit Durchhaltevermögen und kleinen Belohnungen, steht Deinem Weg zur Schuldenfreiheit kaum noch etwas im Weg.
Bis auf kleine Stolpersteine.
Fehler #5: Du änderst Deinen Lebensstil nicht
Einer der fiesesten ist Fehler #5. Wenn Du genauso wie bisher weiter machst, ist es sehr unrealistisch, dass Du schuldenfrei wirst.
Wenn Du weiterhin Essen gehst oder abends beim Lieferservice bestellst, statt Lebensmittel zu kaufen und selbst zu kochen (eines der größten Leaks in etwa 95% aller Budgets, die ich bisher gesehen habe), dann ist das ungefähr so, als würdest Du durch Deine Badezimmertür gehen und jedes Mal wieder überrascht sein, dass Du nicht im Wohnzimmer stehst.
Neue Ziele sind nur über neue Wege erreichbar, sagte der österreichische Dichter Ernst Ferstl einmal. Recht hat er!
Genau deshalb solltest Du frühzeitig hier ansetzen. Schau Dir Dein Leben ganz genau an. Dein Budget kann Dir hierbei helfen, genauso wie Deine Kontoauszüge und/ oder Deine gesammelten Kassenzettel.
Was tust Du so mit Deinem Geld? Wo verschwindet es hin, ohne dass Du es merkst? Wo setzt Du Deine Prioritäten und sind diese im Einklang mit Deinen Vorstellungen?
Gute Punkte, an denen Du ansetzen kannst, sind:
- Lebensmittel und Getränke (auch Alkohol)
- andere Genuss- und Suchtmittel (Süßigkeiten, Knabbereien, Gebäck, Zigaretten…)
- Mitgliedschaften und Abonnements
- Essen gehen, Lieferservice, Entertainment für Dich und andere
- Spielzeug (elektronisches oder für Kinder)
- Convenience-Produkte oder -Services
Über kurz oder lang kannst Du zwar Deine Einnahmenseite erhöhen, wenn Du aber Deine Ausgaben nicht evaluierst und Dein Ausgabeverhalten nicht unter Kontrolle bringst, wird von Deinem höheren Einkommen nichts bei Deinen Schulden ankommen.
Apropos höheres Einkommen: auch das gehört zum geänderten Lebensstil!
Fehler #6: Du lässt Dich von kleinen Rückschlägen demotivieren
Bei der Tilgung Deiner Schulden wird früher oder später der Moment kommen, an dem Dir ein Fehler passiert.
Du wirst eine Rechnung zu spät zahlen, eine Summe in Deinem Budget wird nicht korrekt sein, Du wirst vergessen, etwas einzuplanen, das Dich dann in die roten Zahlen rutschen lässt, oder zumindest Deinen Monat durcheinander bringt.
Das ist ganz normal! Trotzdem beobachte ich viele, die sich davon völlig aus der Bahn werfen lassen. Häufig kommt es vor, dass sie dann erst Recht Geld ausgeben (ist ja eh schon egal!) oder gleich ganz die Flinte ins Korn werfen.
Es ist essentiell für Deinen Weg zur Schuldenfreiheit, dass Du diese kleinen Bodenwellen auf dem Schirm hast. Weder bist Du hellsichtig und weißt genau, wann euer Trockner den Geist aufgibt, noch wird es Dir gelingen, sofort alles perfekt zu machen (wenn das jemals der Fall sein wird). Und weißt Du was? Das ist okay und menschlich.
Geh von mir aus ganz wutbürgerlich damit um, stampf auf den Boden, reg Dich drüber auf, iss ein Frustkeks und dann steig wieder auf dieses verdammte Pferd auf und mach weiter!
Denk daran, das ist ein Marathon und dieser Kieselstein in Deinem Schuh muss Dir nicht die ganze Strecke versauen. Merk Dir die unerwartete Rechnung im Kalender vor, fang an, einen Wiederbeschaffungsfonds für kaputte Elektrogeräte anzusparen, aber lass Dich nicht von Deinem Wunsch abbringen, endlich schuldenfrei zu sein!
Fehler #7: Du bist allein unterwegs und hast keine Cheerleader oder moralische Unterstützer
Und das führt uns schon zum letzten großen Fehler, den viele von uns beim Schulden tilgen machen. Gerade weil es so normal ist, Schulden zu machen, wirst Du oft schief angeschaut, wenn Du zugibst, Deine jetzt zu tilgen.
Vielleicht kommst Du auch aus einem Umfeld in dem unter gar keinen Umständen Schulden gemacht wurden und schämst Dich für Deine Verbindlichkeiten?
Ich kann Dir nur empfehlen, Dir eine Person (oder eine Community) zu suchen, die Dich auf Deinem Weg begleitet. Das kann Dein Partner sein, Deine beste Freundin, ein Kollege oder jemand aus dem Internet.
Bei mir war es einerseits die Arbeit des amerikanischen Finanzgurus Dave Ramsey und die #debtfreecommunity auf Instagram, in der ich Unterstützung, tolle Tipps und Motivation gefunden habe.
Es ist nicht notwendig, diesen Weg mit jemandem an Deiner Seite zu gehen, aber es macht ihn leichter und angenehmer, ungefähr so, als würdest Du mit einer guten Freundin joggen. Ihr haltet euch gegenseitig an euer Versprechen, diese Runde zu laufen und spornt euch an.
Der Weg zur Schuldenfreiheit ist an manchen Stellen kein leichter. Ich würde sogar behaupten, es ist viel schwieriger, Deine Schulden zu tilgen, als welche zu machen. Aber ich verspreche Dir, es lohnt sich.
Wenn Du Dich einmal entscheidest und Deine Schulden endlich klar siehst (und zwar als etwas, das Dich zurückhält), dann ist das wie die kleine rote Pille, die Neo in Matrix schluckt.
Dir wird so ungefähr alles seltsam vorkommen, Du wirst alles hinterfragen und manchmal wird Dir das zu viel sein. Es ist okay, wenn Du kein Hardliner bist. Es ist okay, wenn Du Dir immer noch ab und an was gönnst, wenn Du Dir ein Spaßbudget einräumst und nicht jeden verfügbaren Cent zur Schuldentilgung verwendest.
So lange Du nicht stehen bleibst, ist es egal, wie schnell Du gehst. Die Hauptsache ist, Du findest das richtige Mittelmaß, das für Dich funktioniert. Die Balance, die Du brauchst, um am Ball zu bleiben und Deine finanzielle Zukunft auf ein besseres Fundament zu stellen, als ein gähnendes Schuldenloch!
Glaub mir, wenn wir das geschafft haben, packst Du das garantiert auch!
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