In aller Munde ist sie seit Jahren, die Work-Life-Balance. Für viele Menschen, Herrn Sparfuchs und mich eingeschlossen, ist sie gleichzeitig Unwort und Illusion. Aber lass mich von vorne beginnen.
Als ich mich 2016 selbstständig gemacht habe, wollte ich mir damit meine zwei großen Träume verwirklichen: Familie und Freiheit, die beiden, die mich antreiben, wie sonst nichts.
Die Freiheit stellte sich schnell ein, Familie folgte auf dem Fuße. Im August 2017 wurde unser Sohn geboren, im Oktober zogen wir ins Fichtelgebirge, in die Nähe meiner Familie.
Wurzeln und Flügel: für uns, unsere Kinder und das Business
Zwei Dinge sollten Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel
Johann Wolfgang von Goethe
Und nicht nur die Kinder – auch mein Mann und ich brauchen das immer noch. Hier auf dem Land fanden wir genau das: einerseits den Boden, Wurzeln zu schlagen – mehr dazu gleich, andererseits die Freiheit, unsere Flügel auszubreiten.
In den nächsten Wochen werden wir nach über einem Jahr der Suche den Kaufvertrag für unser erstes, eigenes Haus unterschreiben.
Ein Haus, in dem unsere wachsende Familie Platz und meine Schwiegermutter ihren Alterswohnsitz finden wird und unsere Firma endlich aus den Kinderschuhen unserer Laptops in eigene Räume umziehen kann.
Ein eigenes Büro, ein Lager, eine Werkstatt, mit Blick in den Garten, in dem bald unsere zwei Kinder spielen werden.
LebensArbeit statt Work-Life-Balance
Wir entscheiden uns bewusst dafür, unsere Arbeit in unser Leben zu integrieren, nicht anders herum.
Wenn wir etwas gelernt haben in den letzten Monaten und Jahren, dann dass das für uns die richtige Herangehensweise ist, der einzige Weg, den zu gehen sich für uns stimmig anfühlt.
Im Moment sitzen wir noch zwischen den Stühlen. Seit dem Ende meiner Schwangerschaft und noch viel deutlicher seit unser Sohn auf der Welt ist, steht das Business hinten an.
Ein Zustand, der für meinen Mann und mich nicht auf Dauer tragbar ist. Der Kundenservice leidet, Content passiert in gestohlenen Momenten, ich habe keine zuverlässigen Zeitfenster, in denen ich für uns arbeite – und das muss sich ändern.
Derzeit sind etwa 85% unserer Einnahmen aus dem Business passiv (Buchverkäufe, VG-Wort Tantiemen, Werbung), der Rest wird durch Verkäufe in unserem eBay-Shop generiert. Das ist wunderbar und wir sind sehr dankbar für diese Möglichkeiten, jedoch treten wir hier auf der Stelle, wir wollen wachsen, haben Ideen und Visionen, die wir nun endlich umsetzen wollen.
Dazu haben mein Mann und ich noch unsere Jobs (er weiterhin in Vollzeit als Softwareingenieur, ich zwei Vormittage in der Woche im Büro der Firma meines Schwagers). Nach der Geburt unserer Tochter Mitte des Jahres wird sich auch hier einiges tun.
Angst, nicht genug Geld zu haben, Bedenken wegen genommener Elternzeit – beides haben wir nicht.
Lifestyle anpassen, Prioritäten setzen
Denn in Vorbereitung auf diese Veränderungen haben wir unseren Lifestyle bereits, teilweise mühsam, teilweise ganz entspannt, unter Kontrolle gebracht.
- Wir legen weiterhin monatlich 10% unseres Einkommens zurück und bezahlen uns somit zuerst.
- Wir budgetieren seit nun fast einem Jahr mit Hilfe unserer holländischen Bank, und auch wenn wir immer wieder experimentieren, schleicht schleicht sich auch hier eine Routine ein.
- Alle unnötigen Ausgaben sind zusammengestrichen, dadurch ist mehr Raum für die Dinge entstanden, die uns wirklich wichtig sind (neben gesundem Essen sind das vor allem Bücher, bald auch wieder mehr Ausflüge und Urlaube und natürlich unser eigenes Zuhause)
- Wir hatten das Glück, ein Auto meines Schwiegervaters übernehmen zu können, das hat auf einen Schlag gut 250€ in unserem Budget freigesetzt, die wir zuvor für unseren Mietwagen ausgegeben haben
Die wichtigsten zwei Verhaltensweisen, die wir praktizieren, sind “delayed gratification” und “not keeping up with the Joneses”.
Was bedeutet das? Einerseits schieben wir Anschaffungen, die nicht absolut nötig sind, auf die lange Bank. Wir haben Sparziele, sprechen immer wieder über Ausgaben, suchen nach Alternativen und kreativen Lösungen.
“Keeping up with the Joneses” bedeutet so viel wie mithalten zu wollen mit den Nachbarn, die alles haben, schicke Autos, teure Kleidung, Designertaschen, die ständig in den Urlaub fahren und Dir das auch noch schön unter die Nase reiben.
Wir sind nicht komplett immun, das gebe ich zu, aber die Wünsche, die aufkommen, können wir ziemlich schnell im Keim ersticken. Denn die wenigsten dieser Dinge bringen uns dem näher, was wir uns für unsere Familie vorstellen. Uns ist es egal, ob unser Auto eine Delle hat, ob unsere Küche dem modernsten Standard entspricht oder unsere Kinder in Markenkleidung herumlaufen.
Nicht egal ist uns, wie wir unser Leben gestalten und unser Geld so einsetzen, dass es uns und das Business voranbringt. Nach außen sieht das oft nicht toll aus, aber lass mich Dir eins verraten: es fühlt sich nach innen verdammt gut an!