5,2%. Mit dieser Preissteigerung sehen wir uns jetzt, Ende 2021 konfrontiert. Ein Ende? Erstmal nicht in Sicht. Zeit also, an ein paar Stellen den Gürtel ein wenig enger zu schnallen.
Völlig fassungslos überreichte ich Herrn Sparfuchs gestern einen Brief unseres Gas-Grundversorgers. Aufgrund des explodierten Ölpreises hat unser eigentlicher Gasanbieter sämtliche Verträge gekündigt. Wir können nur noch den Kopf schütteln und merken gleichzeitig, dass wir uns für den richtigen Weg entschieden haben.
In aller Munde sind sie im Moment, die steigenden Preise. Vielleicht hörst Du davon im Radio oder liest auf Nachrichtenseiten davon, vielleicht ist es aber auch wie bei mir und das Preisrodeo macht sich auch in Deinem Arbeitsalltag massiv bemerkbar. Ich arbeite in der Baubranche und ohne schwarzmalen zu wollen: es ist absolut verrückt.
Die große Frage, die sich jetzt stellt:
Preise steigen – wie kann ich trotzdem Geld sparen?
Ich habe mich in den letzten Wochen und Monaten intensiv(er) damit auseinander gesetzt, wie es in einer globalen Krise möglich ist, trotzdem weniger Geld auszugeben, ohne massive Einschnitte zu erleben. Ja, ich weiß, dass das ein sehr privilegiertes Vorhaben ist. Bitte sei Dir gewiss, mein Herz schmerzt beim Gedanken daran, wie viele Menschen (Du vielleicht auch?) diese Situation als existenzbedrohend erleben, die nicht wissen, wie es weitergeht und ich wünschte, ich hätte eine Lösung parat.
Womit ich Dir dienen und hoffentlich auch helfen kann, sind Ansätze, Spartipps, Tricks, Hacks, mit denen Du an einigen Stellen ein bisschen Raum zum Atmen schaffen kannst.
Wohnen
Fangen wir beim größten Fisch in den meisten Budgets an, den Kosten für Wohnraum.
Haus Hacking
Einer der besten Tipps, um Geld zu sparen, ist das sogenannte “Haus Hacking”, ein Prinzip aus der FIRE-Bewegung. “Haus Hacking” bedeutet, dass jemand anderes einen Teil Deiner Miete oder Darlehensrate zahlt und Du kostenreduziert lebst. Wir haben bisher nur in München Haus gehacked, dort war bezahlbarer Wohnraum so rar, dass wir keine Probleme hatten, Untermieter zu finden (Erlaubnis des Vermieters einholen!)
Reduzierte Kosten dank Mithilfe
Im Umkehrschluss könnt ihr selbst natürlich auch die “Hacker” werden. Ältere Menschen sind oft dankbar für ein bisschen Hilfe oder Ansprache, hier bei uns am Land gibt es viele Senioren mit riesigen Gärten oder Gehwegen, die im Winter geräumt, Hausfluren, die saubergehalten werden müssen. Hängt Zettel aus in Supermärkten, das liest garantiert auch die entsprechende Zielgruppe.
Umziehen
Wie eben schon gesagt: bezahlbarer Wohnraum ist, je nach Landstrich, schwer zu finden. Ein Umzug in eine finanziell weniger belastende Wohnung kann deshalb keine Universallösung sein. Es schadet aber nicht, sich einfach mal umzuschauen, das kostet erstmal nichts außer Zeit und manchmal hat man eben auch Glück im Leben.
Nebenkosten
Auf diesen Bereich haben wir uns, da wir ja im Eigenheim leben und erstmal keine Möglichkeit des hackings haben, konzentriert.
Wasser/ Abwasser
Erst heute habe ich auf unserer Wasserabrechnung gesehen, dass unsere Anstrengungen hier extrem erfolgreich waren. Wir haben unsere Rechnung um 25 (Abwasser) bzw 50% (Frischwasser) reduziert. Wie? Wir waschen Geschirr und Wäsche in den Ökoprogrammen, die sehr sparsam sind. Wir baden nicht mehr andauernd, sondern es wird sich normal gewaschen und regelmäßig geduscht.
Heizkosten
Unser Haus hat eine Gas-Zentralheizung und einen Holzofen. Wir versuchen, die Gasheizung so wenig wie möglich zu verwenden, da wir erst kürzlich eine Preissteigerung von über 100% pro kWh mitgeteilt bekamen (kurz bevor uns der gesamte Vertrag gekündigt wurde). Ja, klar wir müssen auch Holz dazu kaufen, aber da mein Mann beim Hacken mithilft, hält sich das in Grenzen. Derzeit verbrauchen wir zu viert derzeit so viel Gas wie ein sparsamer 2-Personen-Haushalt, da wir die meisten Heizungen ausgeschaltet, die restlichen auf 3 gestellt und die Gastherme sonst nur zur Warmwasserbereitung nutzen.
Das ist sicherlich nicht für jeden praktikabel, aber schon 1 Grad Raumtemperatur bedeutet eine Heizkosteneinsparung von etwa 6%. Wahnsinn, oder? Wir haben in Funktionsunterwäsche (hier ähnlich) für die ganze Familie investiert, nur das kleine Kind trägt einfach eine Schicht Wolle drüber, die haben wir so gut wie immer an und wenn’s zu frisch wird, gibt es ja noch die gute, alte Strickjacke.
Stromkosten
Wie die Gaskosten explodieren auch die Stromkosten. Unser Tarif ist von 26 Cent auf 33 Cent pro kWh Ökostrom gestiegen. Wir haben uns hier mit einem Energiekostenmessgerät auf die Suche gemacht nach Stromfressern. Die beiden schlimmsten Übeltäter in unserem Haushalt waren der Kühl-Gefrierschrank und die Spülmaschine. Ersterer war defekt, die Spülmaschine fraß doppelt so viele kWh im schnellen Programm wie im energiesparenden. Du kannst Dir mein Gesicht vorstellen, als ich das realisiert habe. Hier konnten wir mit ganz einfachen Änderungen richtig viel Einfluss nehmen. Bei euch gibt es sicher auch solche Ansatzpunkte.
Tarif wechseln
Einfach mal bei Deinen Providern anzurufen und nachzufragen, ob sie Dir einen besseren Preis machen können ist ein Weg. Mit Hilfe von Vergleichsportalen ist es außerdem so einfach wie nie, Deinen Tarif bzw. Anbieter zu wechseln.
Unnötiges kündigen
Netflix, Disney+, Prime & Co – Hand auf’s Herz, weißt Du, für welche Mitgliedschaften ihr bezahlt? Der beste Zeitpunkt, nachzuschauen, was sich da alles angesammelt hat und einiges davon zu kündigen, ist jetzt!
Lebensmittel
Reis und Bohnen
am Montag, am Dienstag dann Bohnen und Reis. Naja, ganz so schlimm ist es nicht, angespornt durch die unzähligen begeisterten amerikanischen Aldi-Anhängerinnen, habe ich dem Discounter noch einmal eine Chance gegeben. Wo mich vorher die Limitierung des Angebots gestört hat, sehe ich sie jetzt als Herausforderung.
Besonders lustig war ein Moment, in dem ich mit drei großen Taschen nach Hause kam und mein Mann mich mit großen Augen ansah, ich glaube, er wurde sogar ein bisschen bleich bei meinem Anblick. Auf die Frage hin, wie viel ich ausgegeben habe, sagte ich lächelnd “38,65€ und ich hab mir sogar noch einen Blumenstrauß gekauft!”.
Ich bin wirklich fasziniert, vor allem auch vom vegan/ vegetarischen Angebot.
Angebote
Kommen wir zu den Angeboten: konzentriert euch auf die. Ich mache inzwischen meinen Wochenplan mit dem Prospekt (das einzige, dass ich mir wöchentlich mitnehme) und dann gehe ich mit meiner Liste einkaufen. Vor Ort schaue ich mich dann noch nach Waren um, die reduziert sind um noch mehr Variation in unseren Speiseplan zu bringen.
Einfache Essen wählen
Keine 2g Safran und 35g Couscous und der Rest der Packung liegt zum Sanktnimmerleinstag. Ich nutze Pinterest und Zeitschriften, um mir Inspiration zu holen. Nächste Woche gibt es bei uns zB Wraps mit orientalischem Hühnchen und insgesamt 4 Zutaten, die ich zuhause habe. Das Rezept habe ich in einer Zeitschrift bei meinen Eltern entdeckt und gleich mal aufgenommen. Ganz einfach, trotzdem was besonderes. Durch das Austauschen von Zutaten kommt auch wieder Abwechslung auf unseren Tisch.
Auf Vorrat kaufen
Einen coolen Tipp, den ich vor einiger Zeit entdeckt habe und den ich seitdem bei jedem Einkauf berücksichtige ist folgender. Fülle bei jedem Einkauf einen Teil Deines Vorrats mit 5 oder 10€ auf, je nachdem, wie viel eben drin ist. Einmal kaufst Du Milch, einmal Mehl, Öl, Wraps, Pizzen, was auch immer Du oft brauchst und was gerade im Angebot ist. Wenn die Preise steigen, kannst Du noch auf Deinen Vorrat zurückgreifen.
Wasser trinken
Soda und andere gesüßte Getränke sind nicht nur schlecht für Zähne und Körper, sie kosten auch einfach zu viel. Unser Trinkwasser ist normalerweise gut trinkbar, bleibt dabei.
Shopping und Finanzen
Werde zu einem emotionalen Sparer
Anstatt unnützes Zeug zu kaufen, erhalte Deine Dopaminhits durch das Geld, das Du sparst. Für mich war der entscheidende Weg hier, das Geld zu investieren. Ich habe das Konto meinen “Rentenfonds” genannt, also nichts kurzfristiges, kein Urlaub, kein neues Smartphone, mein Alter. Mit zwei Teilzeitjobs ist nicht arg viel Bewegungsspielraum in unserem Budget, aber wir priorisieren unsere Sparraten, eine für jeden von uns und eine für die Kinder. Mit jedem Monat wächst dieser Fonds und ich liebe es, ihm beim größer werden zuzusehen. Egal wie viel es ist, 13€ die Woche sind ein guter Start.
Prioritäten setzen
Stichwort Unnützes Zeug. Ich habe schon früher erzählt, dass ich ein Kaufproblem hatte. Ich habe alles gekauft, was mir gefiel, ob ich es mir leisten konnte oder nicht. Mich umzuprogrammieren kostete viel Zeit, Mühe (nicht ganz Blut, Schweiß und Tränen, aber es war nah dran), doch es hat sich gelohnt.
Ich gebe immer noch gerne Geld aus für Dinge, die uns wichtig sind (zB den richtig guten Kaffee, den wir uns gönnen, unser einziges Laster), aber ich kaufe kaum noch Sachen, die wir eigentlich nicht brauchen. Ausnahmen bestätigen die Regel und meistens denke ich mir hinterher WTF? Und trage es ehrlicherweise oft zurück. Konzentriere Dich auf die Sachen, die euch wichtig sind, eliminiert den Rest.
Friere Deine Ausgaben ein
Starte einen spending freeze, das bedeutet, dass Du für einen bestimmten Zeitraum Deine Ausgaben auf Eis legst. Du gibst Dein Geld nur noch für das nötigste aus (also keine fancy Lebensmittel, kein Essen gehen, kein Shopping…). Tracke Deine Ausgaben für die Zeit und schaue mal, wie viel Geld Du einsparen kannst.
Geld sparen trotz steigender Preise ist nicht einfach, das gebe ich zu. Wenn Du ganz genau hinsiehst, findest Du dennoch oft ein bisschen Spielraum hier, ein bisschen Spielraum da. Nutze ihn aus und bleib sicher!
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