Die Inflation hat unsere Wirtschaft fest im Griff und plötzlich haben wir zwar ähnlich viel Geld in der Tasche, das ist aber nicht mehr so viel Wert wie vorher. Und zwischen Gaskrise, Krieg und den Nachwirkungen der Pandemie weiß keiner, wo es hin geht. Nur so viel ist klar: das Ziel wird kein angenehmes sein.
7 Notfallmaßnahmen, die Du jetzt ergreifen kannst, habe ich hier für Dich zusammengestellt, in der Hoffnung, dass wir alle glimpflich durch die Krise kommen.
1. Die 4 Wände zuerst, dann alles andere
Wenn ihr euer Geld für den Monat verteilt, geht nach dem „4-Wände-Prinzip“ vor. Das heißt: Ihr bedient zuerst das, was eure Familie am Laufen hält. Wohnen. Transport (zu Arbeit und Schule etwa). Essen. Kleidung.
Diese 4 Grundfesten sind euer Fundament und erhalten zuerst ihre Zuteilung, alles andere kommt danach. Ein einfacher Speiseplan, angemessene und saubere Kleidung. Ein beleuchtetes, warmes Zuhause. Zur Arbeit und Schule hin und zurück.
Tipp: Beim Transport gibt es oft noch Spielraum. Ist es nicht weit, überlegt euch, ob ihr Radeln könnt. Ich pendle – wenn beide Kinder fit und betreut sind – inzwischen mit dem Fahrrad zur Arbeit, das ist am Land eine kleine Herausforderung, tut aber richtig gut, vor allem dem Geldbeutel. Über die Kleinanzeigen habe ich einen Fahrradanhänger geschenkt bekommen, den wir auch für Ausflüge mit den Kindern oder Einkäufe nutzen können.
2. Budget evaluieren und den Rotstift ansetzen – hoffentlich nur temporär
Ich gebe zu, der tut weh. Aber besser zusammenstreichen als Privatinsolvenz, richtig? Setzt euch hin und macht euer Budget. Ich meine das ernst.
Wohin geht wieviel Geld, was muss bedient werden und was kann (vorübergehend) wegfallen?
Wir haben eine Tabelle erstellt, uns alle Ausgaben für das Jahr (Versicherungen, Steuern & Co) auf den Monat umgerechnet und legen jeden Monat 1/12 dieses Beitrages auf ein entsprechendes Unterkonto zurück. So lassen sich sehr schnell Spielräume erkennen für den Rotstift.
Unser Rotstift kam beim Zweitauto zum Einsatz. Wir brauchten das vor allem für die Renovierung (es ist ein Kleinbus) und haben es jetzt abgemeldet. Hierbei wurden auf das Jahr gerechnet auf einen Schlag einige hundert Euro im Budget frei.
3. Erhöht eure Einnahmenseite
Viel zu lange vernachlässigt, viel zu lange aufgeschoben: kümmert euch jetzt um euer Nebeneinkommen! Es gibt unendlich viele Ideen, JEDER sucht Arbeitskräfte und Möglichkeiten ergeben sich überall.
Tipp: Schau Dir die Stellenanzeigen in Deiner Region an, am besten im gleichen Stadtteil oder im direkten Umkreis. Welche Firmen suchen und was suchen sie? Kannst Du ihnen anbieten, einen Teil der offenen Position zu füllen? Braucht ein Handwerksunternehmen zB jemanden, der abends die Autos für die Mitarbeiter*innen vorlädt?
Oder eine Firma einige Stunden Unterstützung im Büro, eine Agentur jemanden, der von Zuhause aus Websites (mit)baut? Mehr als ein Nein kannst Du nicht kassieren, ich glaube es aber im aktuellen Klima nicht mehr. Manchmal braucht es einfach einen Impuls von Außen um zu sehen, mit welchen kreativen Möglichkeiten man Positionen auch füllen könnte.
Online gibt es natürlich auch noch viele Möglichkeiten (auch jenseits des Instagram-Influencers), doch ich persönlich sehe offline und im Fachkräftemangel derzeit tatsächlich die größere Chance.
4. Rücklagen bilden – hamstern mal anders
Wenn ihr den Rotstift angesetzt habt, Abonnements gekündigt wurden, der Essensplan geschrieben ist und ihr einen Nebenjob in der Tasche habt, geht es ans Hamstern.
Nein, damit meine ich nicht, dass ihr den nächsten Supermarkt leerkaufen sollt. Hamstert Geld. So viel wie möglich. Verkauft alles, was nicht niet- und nagelfest ist auf Ebay Kleinanzeigen, beendet die Impulskäufe, bringt euer Pfand zurück. Egal, was ihr zu Geld machen könnt: macht es.
5. Entertainment for free
Kürzlich fiel ich fast vom Glauben ab. Wir haben ein Dampflokomotivmuseum in der Nähe besucht. Inklusive Eintritt, einer Zugfahrt, etwas Essen und Trinken und zwei Runden Karussell haben wir fast 100€ ausgegeben. Einmal und nie wieder!
Es gibt so unendlich viele Möglichkeiten, sich kostengünstig bis kostenfrei zu unterhalten. Der Wald ist kostenfrei vor unserer Haustüre, Spielplätze, Picknick und entspannte Eltern sind für Kinder oft viel schöner als ein Besuch in der Indoorspielplatzhölle.
Tipp: Durchforste via Google Maps die points of interest in Deiner Nähe. Ich habe hier schon so viele tolle Sachen gefunden, die ich alle auf einer Liste sammle. So haben wir an Tagen, an denen uns gar nichts mehr einfällt, gleich mehrere Ausflüge zur Wahl.
6. Weniger Energie
Unseren Energiekonsum senken ist inzwischen fast schon ein Hobby für uns geworden. Wir verbrauchen trotz doppelter Wohnfläche immer noch so wenig Strom wie früher.
Wir nutzen ausschließlich steuerbare LED-Birnen, die sich automatisch um 8:30 abschalten. Abends haben wir ganz gezielt Lampen an, meistens nur eine indirekte Lichtquelle in dem Raum, in dem wir uns gerade aufhalten. Schon seit der Geburt unseres Sohnes vor fast fünf Jahren halten wir uns außerdem an den natürlichen Tagesablauf, sprich: wir stehen mit der Sonne auf und gehen mit ihr schlafen (soweit das eben möglich ist).
Auf Anraten unseres Schornsteinfegers haben wir außerdem unsere Gasheizung neu einstellen lassen und drehen das Warmwasser nochmal die meiste Zeit um 10 Grad herunter. Hier lohnt es sich wirklich, mit der Sanitär- oder Heizungsbaufirma zu sprechen.
Auch das Baden haben wir uns abgewöhnt, denn als Eigentümer sieht man seinen Verbrauch noch unmittelbarer als als Mieter. Da erhält man einmal im Jahr die Abrechnung, und den Rest des Jahres ist es eher aus den Augen, aus dem Sinn. Tja, ich bin fast vom Glauben abgefallen, als wir beinahe 100 Euro für Wasser zahlen sollten. Inzwischen sind wir bei ca. 30 Euro, wir duschen jetzt fast ausschließlich, und wenn dann auch nur wenige Minuten. Wir nutzen die Ökoprogramme unserer Spül- und Waschmaschine.
Außerdem fahren wir viel mit dem Rad und versuchen, immer mindestens zwei Dinge zu verbinden und nicht wegen einer Kleinigkeit nochmal loszufahren.
7. Ausgabentrigger vermeiden
Mir ist das vor kurzem erst wieder bei mir selbst aufgefallen. Ich hatte schlechte Laune, surfte auf Instagram und schwupps, hatte ich eine Werbung angezeigt und das Teil schon im Warenkorb.
Damn! Zum Glück habe ich es rechtzeitig gemerkt. Es ist, finde ich, extrem schwer, wenn eh schon alles mies aussieht und man gefühlt nur eingeschränkt ist (oder sich selbst einschränken muss), nicht genau ins Gegenteil zu kippen. Und sich dann erst recht „mal was zu gönnen“.
Versucht hier, eure Trigger zu identifizieren. Ich hab es schon oft geschrieben: für mich ist das z.B. die Drogerie, ich könnte mich dumm und dusselig kaufen mit all dem Kleinkram, den es dort gibt! Also bestelle ich nur noch online die Produkte, die ich wirklich brauche.
Wenn der Supermarkt für dich schwer ist, schicke Deine*n Partner*in zum Einkaufen oder ordere die Lebensmittel zum Abholen. Für mich ist ein „konventioneller“ Supermarkt schwieriger zu navigieren, als ein Discounter, weshalb ich nur noch dort einkaufen gehe (weniger Auswahl, weniger Verführung, zu viel zu kaufen). Die Werbung auf Social Media, gerade das Influencermarketing, ist so perfide aufgebaut, dass man auch hier zu Impulskäufen neigt. Genau dasselbe mit Kindern: die wollen – zurecht – auch mit entscheiden. Ich habe mit meinen Kindern Produkte vereinbart, die sie sich aussuchen dürfen. Wir haben immer ausreichend Snacks zuhause und essen auch vor dem Einkauf nochmal was und wir kappen bei einem Produkt pro Kind, das funktioniert meistens gut.
Schaut genau hin, was euch zu höheren Ausgaben bringt und versucht, den Situationen aus dem Weg zu gehen.
Ich drücke euch die Daumen für die nächsten Wochen und Monate – wir packen das!
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