Kaum ein Satz ist in der Minimalistenszene so ein running gag geworden wie „Does this spark joy?“ Seinen Ursprung hat er in dem Buch The Life-Changing Magic of Tidying: A simple, effective way to banish clutter forever der japanischen Ordnungsexpertin Marie Kondō (auch auf deutsch erhältlich).
Erst vor kurzem machte sie erneut Schlagzeilen mit ihrer Netflix-Serie Tidying up, in der sie bei Hausbesuchen gefilmt wird und den Protagonisten beim Aufräumen und Entrümpeln ihres Zuhauses zur Seite steht.
Der Ablauf ist immer ähnlich: Zuerst wird im Haus alles aus einer Kategorie zusammengesucht (z.B. alle Kleidung auf dem Bett gesammelt), jedes Teil in die Hand genommen und die Frage aller Fragen gestellt: Does this spark joy? Bereitet es mir Freude?
Inwiefern das Wohl und die persönliche Freude durch Zeug verursacht werden sollte, lasse ich an dieser Stelle einmal dahingestellt. Grundsätzlich ist Marie Kondos Herangehensweise aber genial: nimm alles in die Hand und werde das los, was Dir Stress verursacht.
Inzwischen habe ich nur noch wenige dieser Dinge in meinem Leben, aber früher wären viele meiner Besitztümer ein klares Nein gewesen. Manches Zeug nervte mich schlichtweg, war schwer in Stand zu halten, war immer im Weg, lag herum, fiel aus dem Schrank, wenn ich was anderes herausnehmen wollte… Ich bin sicher, Du kennst diese Dinge auch.
Schon lange hat es mich in den Fingern gejuckt, Marie Kondos Methode auch bei unseren Ausgaben anzuwenden.
KonMari‘e Deine Ausgaben
Nach einem Selbstversuch kann ich Dir verraten: Bei Deinen Finanzen kannst Du Marie Kondos Methode genauso anwenden, wie bei allem anderen auch und oh boy, hat das Potential!
Ich bin ehrlich: beim Entrümpeln unserer Finanzen würde ich am liebsten unsere Miete rauswerfen- kein Joy gesparked, next! Es ist ein offenes Geheimnis, dass mein allergrößter Traum ein eigenes renovierungsbedürftiges Haus ist (ja ernsthaft, von sowas träume ich nachts). Aber so einfach ist das erstmal nicht. Der nächste Punkt auf meiner „Das-kann-gehen-Liste“ wären die Reisekosten von Herrn Sparfuchs, aber no Reisen, no Cash oder so ähnlich.
An diesen zwei Beispielen merkt man ganz deutlich, dass es eben nicht so einfach ist, alles, was keine Freude verursacht, aus dem Leben zu verbannen.
Aber…
Gerade diese Bereiche, die Du gerne loslassen willst, die Dich stören, nerven, Dich traurig oder wütend machen, genau hier liegt so viel versteckter Handlungsspielraum.
Ausgaben entrümpeln – so klappt’s
Wie so oft im Leben ist auch hier viel mehr möglich, als Du denkst. Nicht alles, manches kannst Du nicht oder nur sehr schwer beeinflussen, aber auf einen Großteil Deiner Umstände kannst Du direkt Einfluss nehmen.
Das KonMari‘en Deiner Finanzen ist keine Ausnahme. Nehmen wir nochmal meine Beispiele von gerade eben zur Hand:
Unsere Miete ist eine Ausgabe, die mir keine Freude bereitet. Den Dauerauftrag zu löschen wäre gelinde gesagt eher unklug. Dennoch kann ich verschiedene Ansätze daraus ableiten:
Weniger Miete anstreben (also umziehen) oder für ein eigenes Haus sparen. Eine weitere Option wäre, zu überlegen, ob die fehlende Freude daran liegen könnte, dass wir uns nicht wohlfühlen und wie wir das ändern können.
Passend dazu: The Millennial Homeowner: A Guide to Successfully Navigating Your First Home Purchase – Dieses Buch beschreibt den Hauskauf auf dem amerikanischen Markt, aber die Autorin teilt geniale Tipps, die wunderbar auch im deutschen Raum anwendbar sind
Die Reisekosten mögen erst einmal unumgänglich scheinen, aber vielleicht könnten wir sie hacken (also weniger Geld ausgeben durch kreative Lösungen) oder nachverhandeln, damit mein Mann seltener pendeln muss.
Genauso kannst du Dir Deine Ausgaben vornehmen: welche bereiten Dir Freude, welche sind neutral und welche würdest Du am liebsten gestern loswerden?
Weitere mögliche Spitzenreiter auf „Das-kann-gehen-Listen“ sind:
- Kreditraten/ Konsumschulden
- Überziehungszinsen
- Abonnements und Vertragsraten
- Ausgaben für ungesundes Essen
- Hohe Versicherungsbeiträge
Das beste, was Du tun kannst, ist, Dir von diesen Spitzenreitern nicht den Tag versauen zu lassen. Sie sind da, sie bereiten Dir keine Freude: geschenkt! Aber sie loszuwerden (und sei es auch „nur“, dass Du sie anders siehst), das liegt in Deiner Hand. Nutze sie als erste Angriffspunkte auf Deinem Weg zu entspannteren Finanzen!
Überprüfe, wann Du Abos und Verträge loswerden kannst, die Dir keine Freude (mehr) bereiten, beweg Dich doch mal wieder ins Fitnessstudio oder stelle fest, dass sie Dir doch Freude bereiten. Get your side hustle on, erhöhe Dein Einkommen und fang an, Deine Schulden abzubezahlen.
Erstelle einen Essensplan, kümmere Dich frühzeitig um Snacks und verhindere so, dass Du vor lauter Hunger und Verzweiflung und keiner Ahnung, was Du kochen sollst am Ende doch wieder bei McDonald’s endest. Arbeite daran, Dir auf dem Konto einen Puffer einzurichten, der einfach nur dafür da ist, Dir die Überziehungszinsen zu sparen.
In der Pro-Version hast Du die Ausgaben eines kompletten Monats auf der hohen Kante liegen. So nutzt Du Dein Einkommen aus dem Januar für Deine Ausgaben im Februar, das Februargeld für den März usw.
Super erklärt wird dieses Vorgehen in dem Buch You Need a Budget: The Proven System for Breaking the Paycheck-to-Paycheck Cycle, Getting Out of Debt, and Living the Life You Want
Für fast jede der No-joy-sparked-Ausgaben findet sich eine kreative Lösung, ich bin gespannt, was Dir einfällt! Und wenn es eine unverrückbare Ausgabe ist, versuch es mal mit dem Perspektivenwechsel. Während ich das hier tippe, schneit es draußen seit Stunden. Mein kleiner Sohn hält in unserem warmen Bett seinen Mittagsschlaf während ich auf unserem neuen (Second Hand) Sofa sitze. Und irgendwie bin ich doch verdammt dankbar für diese gemütliche Wohnung, für unser Zuhause.
Psst: Versuch doch auch mal, Deine Einnahmenseite mit der KonMari-Methode anzugehen…
Foto: Alisa Anton auf Unsplash