In diesem Artikel: Gut 6 Jahre befinden wir uns nun auf dem Weg zu einem Leben mit weniger Müll. Welche Fortschritte sich in den letzten 2 Jahren ergeben haben und vor allem welche Kenntnisse ich gewinnen konnte liest Du hier.
Es kommt mir vor, als hätte ich diesen Artikel darüber, wie wir 2 Jahre nach meiner Rezension des Buches von Bea Johnson leben, erst gestern geschrieben.
Beim Checken des Datums wäre ich fast aus den Latschen gekippt: auf den Tag sind schon wieder fast 2 Jahre ins Land gegangen! Zeit an dieser Stelle für ein neues Update, dieses Mal schon aus unserem Fuchsbau und dem, wie unser Weg im Eigenheim weitergeht.
Die Bestandsaufnahme
In den vergangenen 2 Jahren hat sich einiges verändert. Bei der Rückschau in meinen letzten Beitrag zum Thema habe ich festgestellt, dass wir in vielen Bereichen gute Fortschritte zu verzeichnen haben.
Einmal mehr beweist das, dass Zero Waste, jede Veränderung im Leben, nichts ist, was wir von heute auf morgen erreichen. Viele kleine Schritte führen häufig nachhaltiger ans Ziel, als ein riesiger Umbruch.
Fangen wir doch mal ganz persönlich an, in unserem Bad.
Im Bad
Mein persönlich größter Win ist meine neue Zahnbürste. Lange habe ich noch eine Plastikvariante von Meridol gekauft, die einzige, die weich genug für meine empfindlichen Zähne war.
Inzwischen hab ich einen nachhaltigen Ersatz gefunden: die extra weiche „Bamboo Brush“ von Denttabs. Mit 3,80€ pro Stück ist sie kein Schnäppchen, aber jeden Cent wert. Einzig die Borsten sind aus recyclebarem Kunststoff, aber das ist ein Kompromiss, den zu machen ich bereit bin.
Inzwischen bin ich auf die Zahnputztabs dieser Firma umgestiegen. Meine Zähne fühlen sich so unendlich sauber an und auch die Verfärbungen sind deutlich weniger geworden, allerdings muss ich mit Elmex Gelee abwechseln, damit meine Zähne nicht schmerzen. Ich habe aber auch wirklich unglaublich empfindliche Beißerchen.
Der Große nutzt ebenfalls eine Zahnbürste von denttabs und dazu Kinderzahnpasta von Weleda bzw. Elmex. Nicht ganz plastikfrei, eher plastikbefreiter.
Nach mehreren gescheiterten Versuchen mit ökologischen Deodorants sind wir jetzt bei der Greendoor Deo Creme ohne Aluminium gelandet. Es ist einfach großartig, ich hab keine gereizte Haut mehr und es verhindert zu 100% unangenehme Körpergerüche. 1A.
Die Dose selbst besteht aus 100% Altkunststoff mit einem Metalldeckel. Ich verwende sie, wegen der praktischen Größe einfach weiter, statt sie wieder zu recyclen (z.B. für meine Knöpfe oder Stecknadeln). Sogar mein Mann ist inzwischen umgestiegen und verwendet nur noch dieses Deo.
Eingezogen ist auch noch ein neues festes Haarshampoo der kleinen Manufaktur Ōmaka. Die Pflege ist speziell für Locken, vegan und bio. Die Fahrt zu oder Bestellung bei Lush fand ich mit der Zeit einfach zu umständlich. Außerdem waren meine Haare nicht mehr glücklich mit der Pflege.
Sonst ist alles noch beim Alten, wir nutzen keine Shampooflaschen, Cremes, Tiegelchen, sind aber auch nicht extrem dogmatisch.
Im Haus
Wir nutzen keine konventionellen Putz- oder Waschmittel mehr. Ich stelle aus Orangenschalen und Essigessenz meinen eigenen Zitrusessig her, der universal für fast alle Oberflächen angewendet werden kann.
Dafür bedecke ich die Schalen in einem Glas mit Essig und lasse es einige Tage ziehen (10-14). Meine Sprühflasche fülle ich dann, wenn wieder etwas Essig verbraucht ist, noch ein paar Mal mit Wasser auf.
Unsere Böden reinige ich abwechselnd mit unserem Dampfbesen von vileda oder einem guten Schuss des Essigs im Putzwasser. Würde ich noch mal vor der Entscheidung stehen, würde ich lieber einen Multifunktionsreiniger wie diesen hier von Kärcher kaufen, statt des Dampfbesens.
Momentan verwenden wir noch ganz normales Waschpulver von DM. Im Herbst habe ich mir vorgenommen, mit meinem Sohn Kastanien zu sammeln und aus ihnen unser eigenes Öko-Waschmittel herzustellen. Auch die Variante mit Efeu werde ich testen, nachdem ich endlich mal bemerkt habe, dass der komplette Zaun meiner Mutter damit vollgewuchert ist.
Sollten beide Varianten nicht funktionieren, wäre der nächste Switch der zu diesem Waschei. Ich habe es vor einiger Zeit auf Instagram entdeckt und bin gespannt darauf, ob es so gut funktioniert, wie versprochen.
Beim Einkaufen
Durch Corona, den Umzug und die Geburt unseres zweiten Kindes haben wir beim Einkaufen geschludert. Es landet häufiger Plastik in unserem Einkaufswagen, zum Unverpacktladen schaffe ich es derzeit nicht, weil mein Baby Autofahren ähnlich toll findet, wie ihr Bruder in diesem Alter und ich nicht mit unseren Bau-Ohrenschützern im Auto sitzen will. Aber die Zeit kommt wieder und darauf freue ich mich dann schon.
Vielleicht klappt es ja in unserem neuen Auto besser (long story short: beim Ausparken ist eine junge Frau Vollstoff in unser stehendes Auto gekracht, Totalschaden).
Lies hier wie wir einige Jahre lang ohne eigenes Auto gelebt haben.
Die Kinder
Du hast es bereits gelesen: Baby Nummer 2, unsere Tochter, ist endlich da! Da ich dieses Mal beim Stillen schon einen riesigen Vorsprung habe und unsere Waschmaschine keine 4 Etagen unter uns ist, probieren wir es noch einmal mit Stoffwindeln.
Ich habe einige Pakete an Wegwerfwindeln gekauft, die wir im Wochenbett verwendet haben und auch nachts werde ich weiterhin keine Stoffwindeln nutzen. Tagsüber kommen sie ganz undogmatisch zum Einsatz, selbst eine einzige gesparte Wegwerfwindel pro Tag macht schon 365 Stück weniger auf „unserem“ Müllberg aus. Wenn man sich das mal überlegt, kann man kaum mehr guten Gewissens Wegwerfwindeln kaufen.
Ich tue es, wie gesagt in einem gewissen Rahmen dennoch. Wie ich dabei Geld spare, verrate ich Dir in diesem Artikel.
Inzwischen nähe ich auch die Stoffwindeln und die Saugeinlagen und Fleeceliner für meine Tochter selbst. Auch das spart einiges an Geld und macht obendrein noch extrem viel Spaß.
Statt Feuchttücher nutze ich tolle Waschläppchen, die ich ebenfalls selbst genäht habe. Ich vertreibe sie inzwischen auch unter dem kleinen Label „Milchdistel“, das ich mit meiner Schwester zusammen gegründet habe.
Mit ihnen lässt sich das Kind wunderbar von Kopf bis Fuß reinigen, dank der weichen Jerseyseite sind sie angenehmer als normale Waschlappen, durch ihre Art leichter zu handhaben und auch der hartnäckigste Schmutzfink lässt sich mit Hilfe der Lappen im Feuerwehr-, Tiger- oder Blumendesign zum gründlichen Waschen überzeugen.
Hier findest Du die aktuell erhältlichen Sets, 4 handgenähte Waschläppchen kosten 12,90€. Für die Zukunft haben wir tolle Dinge geplant: Es wird verschiedene Windeleinlagen im Sets, ebenso wie Stoffwindeln in Kleinstserien zu kaufen geben. Auch Stoffbeutelsets für Deinen Unverpackt-Einkauf und weitere schöne Dinge für Dein Zero Waste Baby und Dich selbst findest Du bei uns.
Wir versuchen, vieles aus Stoffresten und ungeliebten Kleidungsstücken herzustellen. Neu gekauft sind nur die wenigsten Materialien, die wir verarbeiten. Es gibt bereits so viele Textilien im Umlauf, nur Neuware zu verarbeiten entspricht nicht unseren Idealen.
Mein Fazit
Ich bin immer noch sowas von froh, mich damals für den Weg zu einem Zero oder Less Waste Leben entschieden zu haben. Wie bei allem habe ich gelernt, weniger streng mit mir selbst (und anderen) zu sein und wir versuchen tatsächlich, uns auf die Punkte zu konzentrieren, die wirklich was bewegen.
Denn das ist etwas, das ich als essentiell empfinde. Mir ist es früher passiert, dass ich mich förmlich zerfasert und aufgerieben habe zwischen all den „richtigen“ Entscheidungen, die ich treffen wollte.
Jede kleinste Handlung habe ich analysiert und versucht, zu verbessern. Das ist im Grunde nichts schlechtes, aber es kann kraftraubend sein. Durch die vielen Punkte raubt man sich nämlich so die Energie für die Dinge, die wirklich wirklich was bewegen können.
Ich habe es letzthin auf meinem Instagramkanal gesagt: das Wasser, mit dem man den Apfel abgespült hat, noch zum Blumengießen zu verwenden, ist löblich. Aber auf ein Kilo Fleisch oder eine weitere neue Jeans zu verzichten spart deutlich mehr Trinkwasser.
Das ist keine Aufforderung dazu, nachlässig mit unseren Ressourcen umzugehen, sondern eher dazu, manchmal auch fünfe gerade sein zu lassen und an sich selbst nicht unerreichbar hohe Maßstäbe zu haben.
Für mich bringt das, wie eingangs erwähnt, auch die nachhaltigeren Erfolge. Keine neuen Jeans ist für mich persönlich leichter umzusetzen, als für wenige Sekunden das Wasser abzudrehen, während ich mich unter der Dusche einseife. Fun fact übrigens: Mein Geschirrspüler verbraucht weniger Wasser als das Abspülen von Hand (das ja oft als so wahnsinnig sparsam dargestellt wird).
Eine britische Vloggerin, der ich folge, nennt dieses Verhalten „moving the needle“, sich also auf das zu fokussieren, was einen echten Einfluss auf unser Leben hat. Es lohnt sich, sich mal mit dem CO2-Fußabdruck oder Wasserverbrauch einzelner Bereiche unseres Lebens auseinanderzusetzen und dann nochmal neu zu entscheiden, wie man selbst seine Prioritäten setzt.
Und genauso klappt das auch mit dem Verursachen von weniger Müll.
PS: ich habe noch ein Anliegen, das ich am liebsten jedem Menschen, den ich treffe, persönlich mitgeben will. Wenn Du gerne online bestellst, dann triff Deine Auswahl schon vor dem Bestellvorgang. Ich selbst habe früher ganze Pakete voll geordert, ein paar Teile behalten, den Rest zurückgeschickt.
Wieso? Na für mich war klar, dass das zurückgeht, wieder im Lager landet und dann an Luise Müller oder Muhammad Yilmaz versendet wird. Stimmt doch so, oder?
Ich empfehle Dir von Herzen diese Doku des HRs und sorry für die rote Pille…
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