Bevor ich mich ausführlich mit meinen Finanzen und Budgetplanung auseinandergesetzt hab, war meine Herangehensweise eher die “Wenn am Monatsende kein dickes Minus vor meinem Kontostand steht, war es ein erfolgreicher Monat”-Methode.
Wie unbrauchbar die ist, habe ich erst gemerkt, als ab und an mal größere Rechnungen ins Haus geflattert sind. Zum Beispiel die Autoversicherung, die Waschmaschine, weil es im neuen Haus keine Waschautomaten mehr gab oder auch das Privatrezept beim Arzt, wenn einen die vierte Erkältung des Jahres heimsucht.
Oft habe ich am Ende des Monats gezittert und gehofft, dass jetzt nicht noch etwas fällig ist, von dem ich noch nichts ahne oder wir noch genug Geld für Lebensmittel haben (ohne das Konto zu überziehen, denn mit einem horrenden Dispo-Rahmen sind die Banken ja sehr freigiebig)
Für Eventualitäten, für jährliche Rechnungen, für finanzielle Notfälle war in meiner Hauptsache-Kein-Minus-“Planung” ganz und gar nichts vorgesehen.
Dass das so nicht weitergehen konnte, wurde mir dann klar, als ich die Kaution für unsere neue Wohnung nicht aufbringen konnte, weil ich – ehrlich gesagt – noch nie darüber nachgedacht hatte, dass ich eine Rücklage für Kautionen bilden könnte.
Leicht panisch überlegte ich mir in diesem Moment, was ich denn machen würde, wenn mein Laptop heute den Geist aufgäbe?
Und dann stellte ich mir die einzige Frage, die ich so gar nicht beantworten konnte:
Wohin verschwindet eigentlich Dein ganzes Geld?
Zum damaligen Zeitpunkt ging ich voll arbeiten und bekam ein ansehnliches Sümmchen auf mein Konto überwiesen.
Und am Ende des Monats war dieses ansehnliche Sümmchen weg, ohne dass auch nur ein Cent es als Rücklage auf mein Tagesgeldkonto geschafft hätte.
Natürlich wusste ich so ungefähr, dass ich
- ab und zu mal shoppen gehe
- gerne auswärts esse
- in der Mittagspause regelmäßig die Kantine besuche
Aber wo sich in meinem Budget welche Löcher auftaten wusste ich wirklich nicht.
Mein Geld verschwand einfach und ich hatte keinen Plan wohin.
Und da wusste ich, ich muss was ändern.
Ich entschied mich, ein Budget zu erstellen.
5 gute Gründe für ein Budget
Für mich gibt es 5 sehr wichtige Gründe, warum ein Budget zu haben so viel besser ist, als die Hauptsache-kein-Minus-Methode.
1. Finanzielle Ziele setzen
Ein Punkt, der bei der HkM-Methode komplett zu kurz kommt, sind finanzielle Ziele! Es ist egal, ob Du für den nächsten Urlaub, eine Yogalehrer-Ausbildung oder ein Haus sparst.
Wenn Du Dir Deine Ziele vor Augen hältst und den Fortschritt auf dem Weg dahin sichtbar machst, wirst Du deutlich motivierter sein, Dein Budget einzuhalten.
Mein Ziel visualisiere ich z.B. durch ein Foto von meinem Hund. Ihn wieder zu uns zu holen ist mein nächstes finanzielles Großprojekt. Alles Geld, was ich an anderen Stellen nicht verplane, wandert in den sogenannten Hamlet-Fonds. Wenn der voll ist, kann mein Hund wieder einziehen. Du kannst Dir vorstellen, wie motivierend das ist, wenn ich an Starbucks oder H&M vorbeigehe und mich dann eben entscheide, nicht reinzugehen.
Hier ist kein Ziel zu hoch. Egal, welche Summe Du anhäufen möchtest und wofür, setz Dir einen realistischen Zeitrahmen und fang einfach mal an. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut!
Falls Du noch auf der Suche nach einem Nebeneinkommen bist um Deine Ziele schneller zu erreichen, findest Du hier 6 Ideen!
Tipp: Such Dir ein Bild, das Dein Ziel visualisiert und häng es Dir an den Kühlschrank, pack es Dir ins Portemonnaie oder stelle es als Sperrbildschirm Deines Smartphones ein.
2. Geld ausgeben anhand Deiner Prioritäten und Deines finanziellen Rahmens
Bei der Planung Deines Budgets sollte jeder Euro einen Job haben. Sprich: Wenn Du alle Posten zusammenrechnest kommt genau Dein Einkommen heraus. Bei der Erstellung Deines Budgets verteilst Du das Geld, das Dir zur Verfügung steht nach Deinen eigenen Prioritäten.
Also erst bekommen die Fixkosten (Wohnung, Strom, Auto, Versicherungen, Schuldenrückzahlung…) ihren Teil ab und der Rest wird nach Wichtigkeit aufgeteilt.
Nur weil ich z.B. unsere Kosten für Lebensmittel gering halten möchte, heißt das nicht, dass Du das auch so handhaben musst!
Dein Budget ist (D)eine persönliche Sache!
Gleichzeitig hilft Dir Dein Budget dabei, Deinen finanziellen Rahmen nicht zu sprengen. Gerade unter Freunden kann oft ein wahnsinniger Zugzwang entstehen. Deine gute Freundin hat schon wieder einen neuen Mantel, der Dir total gut gefällt? Dann musst Du ja nächstes Mal auch mit was neuem auftrumpfen.
Oder möchte Dein Partner mindestens einmal die Woche essen gehen und Du eigentlich nicht? In Deinem Budget planst Du dafür Geld ein und wenn das leer ist, musst Du entweder an einer anderen Ecke einsparen, oder es geht einfach nicht.
3. Wohlstand aufbauen
Wenn Du einen Überblick über Deine finanzielle Situation hast, ist es viel leichter, Dich auf das Wesentliche zu fokussieren. Statt mit Hängen und Würgen von einem Monat zum nächsten zu kommen, kannst Du auf Basis Deines Budgets Entscheidungen treffen.
Du siehst, wo Du Spielraum hast um (eventuelle) Schulden zu tilgen und wo Du ansetzen kannst, Dir Wohlstand aufzubauen. Du kannst Geld sparen und dann investieren, entweder in Finanzprodukte, in Wohnraum – nur bitte niemals in Autos. Autos sind keine Anlagegüter!
Übrigens: Auch wenn dieser Blog “spar” im Namen hat, ist sparen nur bis zu einem gewissen Punkt sinnvoll. Geld ist dazu da, um für Dich zu arbeiten und nicht um – ähnlich wie bei Onkel Dagobert – auf einem Haufen zu versauern, damit Du es Dir anschauen kannst.
Ein Schiff ist sicher im Hafen, aber das ist nicht, wofür Schiffe gebaut sind.
-Mark Twain
4. Ruhig schlafen können
Das war für mich so ziemlich der wichtigste Punkt.
Ganz oft lag ich nachts wach und habe überlegt, wie ich diese eine große Rechnung bezahle.
Wie ich meine Schulden abstottern kann. Ich hatte schweißnasse Hände beim Gang zum Briefkasten, oft landeten Briefe ungeöffnet im Papierkorb weil ich mich nicht getraut habe, sie aufzumachen.
Seit ich mein Budget habe, weiß, wann ich Rechnungen erwarte und auch für ungeplante Ausgaben budgetiere, ist mir das nicht mehr passiert.
Manchmal kann ich zwar nicht schlafen, weil ich mich so über meine finanziellen Ziele freue, aber das zählt ja nicht!
5. Rente nicht vergessen
Fällt es Dir schwer, Dir vorzustellen, wie es ist, wenn Du alt bist? Ich hoffe nicht, denn bei allen Versuchungen solltest Du eines nicht vergessen: Die Vorsorge für’s Alter! Ich kann und werde Dir keine Produkte empfehlen, aber eine private Rentenversicherung ist sehr wichtig, gerade für uns Frauen! Kinder, Pflege kranker Angehöriger – unsere Rente leidet leider immer noch am meisten.
Es gibt fast nichts schlimmeres, als Armut im Alter. Es bricht mir das Herz, wenn ich von Leuten höre, die bis ins hohe Alter unliebsame Jobs ausüben müssen oder auf Pfandflaschen sammeln angewiesen sind. Damit Dir das nicht passiert, denk jetzt schon dran, auch wenn Deine eigene Rente noch 40 Jahre entfernt ist.
Hast Du schon ein Budget oder nutzt Du noch die Hauptsache-kein-Minus-Methode?
Fotos:NORTHFOLK
Sharon McCutcheon