In diesem Post: Jeden Tag treffen wir unzählige Entscheidungen, die gerade unsere mentale Kapazität als Eltern (über)strapazieren. Mit den Tipps in diesem Post kannst Du euer Leben vereinfachen und dabei auch noch kräftig Geld und Nerven sparen.
Einer der größten Energieräuber in unserem Alltag sind die unendlich vielen Entscheidungen, die wir täglich treffen. Was ziehe ich an? Was gibt es zum Frühstück? Was koche ich heute? Was muss ich erledigen? Welche Marmeladensorte kaufe ich? Welcher Pullover passt jetzt zu dieser Hose des Kindes, wo der passende in der Wäsche ist? Welche neuen Ballerinas kaufe ich? Das Kind will einen Snack, was gibt es? Wie beschäftigen wir uns heute? Das ist nur ein Bruchteil der Fragen, die wir uns vor halb elf stellen.
Mit zwei Kindern werde ich teilweise verrückt, wenn ich wieder mal Socken sortiere, wir die falsche Sorte Marmelade zuhause haben (oder gar keine) und ich mich um 11:15 frage, was zum Henker es zum Mittagessen geben soll.
Mit Streamlining gegen die Überforderung
Was mir schon in der Vergangenheit immer wieder geholfen hat, ist Streamlining. Aus dem Englischen übersetzt bedeutet das, etwas zu rationalisieren oder stromlinienförmig zu gestalten. Der Widerstand wird abgebaut, das funktioniert auch im Alltag.
Beim Streamlinen findest oder erschaffst du Dir das berühmte “running system”, mit dem Du arbeiten kannst und das Du idealerweise nicht mehr verändern musst. Wobei natürlich jederzeit an der einen oder anderen Stelle nachbessern kannst, wenn es doch nicht wie geplant funktioniert.
Mein erster Bereich war unser Hund, der mit einem empfindlichen Verdauungssystem ausgestattet ist. Als ich endlich Futter gefunden hatte, das er gerne fraß und vertrug, änderte ich nichts mehr. Seit gut 3 Jahren kaufe ich dasselbe Nass- und Trockenfutter, das er jeden Tag in derselben Menge erhält.
Weitere Bereiche sind gefolgt, an anderen arbeite ich gerade noch. Ich stelle sie Dir im Folgenden vor.
1. Unser Kleiderschrank
Mein aktueller work-in-progress. Ich arbeite an einem Kleiderschrank, in dem alles zusammen passt, der aus lauter Lieblingsteilen besteht und nur so viel enthält, wie wir wirklich benötigen.
Seit einiger Zeit kaufe ich was möglich ist, second hand. Dabei habe ich zuerst nicht darauf geachtet, dass auch wirklich alles untereinander kombinierbar ist. Genau das soll sich jetzt ändern.
Großes Frust- und Entscheidungspotenzial gibt es z.B. bei den Socken der Kinder. Hier haben wir 10 verschiedene Paare, die ich mühsam in der Drogerie meines Vertrauens zusammen gesammelt habe. Ich bin ständig dabei, die trockene Wäsche nach den entsprechenden Pendants zu durchforsten. Mal landet einer im Spielzimmer, in der nächsten Wäsche. Es frustriert mich so, dass ich jetzt jeweils 5 gleiche Paare Socken für jedes Kind bestellt habe. Der große hat orange, die kleine blau gepunktete.
Mein nächster Schritt ist es, die Herbstkleidung für die beiden zu nähen (mehr dazu gleich). Ich habe einige Stoffe organisiert und kreiere eine Capsule Wardrobe für beide.
2. Leben in Uniform
Ich baue die Capsule Wardrobe für die Kinder aus 4 bewährten Schnitten auf. 1 Pullover, 1 Pumphose, 1 Leggings und 1 Jumpsuit.
Ja, meine Kinder haben eine Uniform und ich liebe es. Für Hern Sparfuchs und mich habe ich kürzlich in einem Sale einige Schnittmuster erstanden, um für uns genau dasselbe zu realisieren.
Bei Schuhe handhabe ich das ähnlich. Für mich kaufe ich immer nur bewährte Modelle nach. Ich gehe nicht ins Schuhgeschäft und probiere x Paar an um dann irgendeins zu kaufen.
Nein, ich suche gezielt hochwertige und besondere Exemplare aus (z.B. Barfußschuhe, Gesundheitsschuhe) und recherchiere. Das erste Paar kaufe ich meistens neu, die weiteren dann gebraucht. So trage ich immer die gleichen Schuhe, ich kenne sie und weiß, dass ich in ihnen gut laufen kann.
Fun fact: das war ein Versprechen an mich zum Start in die Selbstständigkeit. I will never wear uncomfortable shoes again.
Zudem spare ich hier kräftig, denn die Modelle/ Marken sind so speziell, dass sie sich für Impulskäufer (und sind wie mal ehrlich, darauf läuft es meist hinaus) als Fehlkäufe entpuppen.
3. Unser Baukasten-Essen
Über unser Essverhalten habe ich an anderer Stelle schon einmal geschrieben, gehört unbedingt auf meine Schummelliste! Wir essen im Grunde immer dasselbe. Reis oder Kartoffeln, dazu eine Proteinquelle und Gemüse.
Wir wissen genau, was wir kaufen müssen und können aus diesen Zutaten ganz einfache, aber sehr leckere Gerichte kochen. Dieses Baukastenprinzip rettet mir verdammt oft den Hintern.
Da wir viel pflanzenbasiert essen, schlagen unsere Gerichte auch nicht so zu buche. Reis, Kartoffeln, Bohnen, gefrorenes Gemüse, Tofu, all diese Zutaten sind preiswert erhältlich. Wir haben immer ein großes Sammelsurium an Gewürzen zur Hand, so schmeckt das Essen nicht langweilig, sondern bleibt spannend und richtig lecker. Denn wenn das, was wir kochen, keine Geschmacksexplosion ist, greifen wir häufiger zu fast food Produkten. Spice it up, Baby!
4. Frühstück, Snacks & Co
Bei den anderen Mahlzeiten halten wir es mit dem alten Ausspruch “Schuster, bleib bei Deinen Leisten”.
Haben wir etwas gefunden, was für uns funktioniert, weichen wir hier nicht mehr ab. Wir essen jeden Morgen Müsli, für uns gibt es dazu Kaffee, für den Großen Haferkakao. Jeden. Morgen. Ab und zu strecken wir unser Müsli mit Sojaflocken, Cornflakes, Buchweizenflocken oder anderem Getreide.
Als Snacks gibt es entweder Nüsse, Riegel, Bananen oder Äpfel. Da wir jeden Monat eine Sir Plus Retterbox mit geretteten Lebensmitteln im Abo bekommen, kommen die enthaltenen Snacks auch noch dazu und bringen ein wenig Abwechslung in unseren Alltag.
Abends genießen wir eine gute bayerische Brotzeit mit einem großen Rohkostteller, Pumpernickel (ist meistens in der Retterbox drin) und einen Aufstrich.
5. The same procedure as yesterday
Nicht nur Kindern gibt ein vorhersehbarer Tagesablauf Sicherheit. Auch für uns Eltern ist es hilfreich, einen groben Rahmen zu haben, an dem wir uns entlanghangeln können.
Derzeit leben wir noch kitafrei, die Einschränkungen durch Corona kommen noch on top. Unsere Tage laufen also sehr ähnlich ab.
Morgens stehen wir gemeinsam auf, bereiten unser Frühstück. Dann geht der Papa ins Büro, wir machen uns fertig und gehen spazieren. Nach einem Snack fange ich langsam an zu kochen, werfe die Wäsche rein, räume etwas auf. Nachdem Papa Feierabend hat (er arbeitet in Teilzeit bis mittags), essen wir gemeinsam und wir machen die Übergabe. Mein Mann übernimmt die Kinder, ich gehe ins Büro arbeiten. Zweimal die Woche hat mein Sohn einen Omatag.
Termine vereinbare ich nur am Dienstag oder am Mittwoch, wenn es sich vermeiden lässt haben wir am Montag niemalsnie einen Termin (ich hasse es, direkt nach dem Wochenende Stress zu haben)! Mein Mann erledigt einmal die Woche den Einkauf. Diese kleinen Rituale machen unser Leben nicht langweilig, sondern übersichtlich.
Unser “stromlinienförmiges” Essen erfüllt denselben Zweck. Der Große weiß genau, welches Müsli wir haben und wo es in unserem Vorratsschrank zu finden ist, dass im Kühlschrank sein Kakao steht, aus was er sich einen Snack auswählen kann.
6. Alltag gestalten mit möglichst wenig “Soll-Anteil”
Schon bevor ich zum ersten Mal Mama wurde, stand für mich fest, dass ich keine Kurse besuche, nur weil “man das so machen sollte”. Man sollte ja so allerhand tun, als Mensch, als Mama, als Papa um der allgemeinen Erwartungshaltung zu entsprechen. Pff, ich sehe das nicht ein. Es führt doch nur zu Stress.
Kannst Du Dir vorstellen, wie viele die Augen verdrehen bei unserem Lebensstil? Jeden Tag “das gleiche” essen?! Nur ein Auto, ein altes Haus kaufen und renovieren (so ungefähr jeder Handwerker, der hier zu uns kommt, schaut abfällig und fragt, ob wir Das Haus allen ernstes gekauft oder doch “nur” geerbt haben). Aber für uns funktioniert es.
Wir versuchen nicht, wie es im Englischen so schön heißt, mit den Joneses mitzuhalten, denn die sind pleite. Wir sind es nicht.
Wenn Du Dir Deinen Alltag, Dein Budget, Deine Entscheidungen so ansiehst, setz doch mal den Rotstift bei den Dingen an, die Du nur tust, weil Du glaubst sie zu sollen.
Setz Deine Prioritäten für Dich, nicht für die Nachbarn oder sonst jemanden.
7. Weniger Zeug, mehr Zeit
Auf dieser Liste darf eines nicht fehlen: die Abwesenheit von Zeug. Du musst heutzutage nicht in ein tiny house ziehen oder dicke mit Marie Kondo sein. Du kannst Dich jetzt entscheiden, weniger Zeug haben zu wollen, in Deiner großen Wohnung, in eurem geräumigen Haus.
Das scheint oft ein Widerspruch, ein großes Haus MUSS doch automatisch gefüllt sein. Aber… wer sagt das? Wir sind von einer 3-Zimmer-Wohnung inzwischen in ein Haus mit etwa 400 Quadratmetern Wohn- und Nutzfläche gezogen.
Weißt Du, was wir als erstes gemacht haben? All das aussortiert, wofür wir a) keinen Platz hatten oder b) keine Lust hatten, einen Ort zu schaffen oder zu suchen. Es ist unglaublich, was sich da schon wieder akkumuliert hat und es zeigt ganz deutlich, dass einmaliges Ausmisten nicht genug ist.
Es ist wichtig, dranzubleiben und sich gleichzeitig dafür zu entscheiden, wenig bis gar nichts nachzukaufen. Denn sonst hört der Teufelskreis nie auf.
Mach heute noch einen Schlussstrich unter ständiges Aufräumen, unter ständiges Hin- und Herschichten eures Krams. Überlege nicht jedes mal auf’s Neue, was es heute zum Frühstück gibt. Stelle Regeln für Dich auf, die Dir Deinen Alltag erleichtern (ich kaufe immer nur Heidelbeermarmelade von Firma X, ist die im Angebot, kauf doch gleich ein paar mehr).
Vereinfache, wo es nur möglich ist. Glätte die Kanten, die Dich den Antrieb kosten und befreie Dich von Deiner Überforderung im Alltag. So hast Du die mentale Kapazität für all das, was wirklich wichtig ist!
Julia meint
Oh ja, ich kenne und nutze fast all diese Punkte auch und sie machen unser Leben echt viel leichter! Und manches ist tatsächlich aus unserer Überforderung als Neu-Eltern gewachsen, etwa die Capsule Wardrobe für die Kinder. Zwar haben die Mädchen inzwischen mehr Kleidung, als strikt genommen nötig wäre, aber es funktioniert alles nach demselben Prinzip: die Shirts sind bunt gemustert, aber alle in derselben Farb-Gruppe. Dazu Hosen, Leggins und Strickjacken jeweils einfarbig, aus derselben Farbgruppe, so dass alles untereinander kombinierbar ist. Entwickelt habe ich das, weil unsere Ältere ein sehr selbständiges und willensstarkes Kind war, das sich schon sehr früh komplett alleine anziehen wollte. Das gab zu Beginn derart wilde Kombinationen, dass ich mir etwas überlegen musste, damit mein ästhetisches Empfinden nicht fürs nächste Jahrzehnt nicht allzu sehr strapaziert wird… ;) Und eigentlich war es ja naheliegend, mein Kleiderschrank funktioniert seit Jahren sehr ähnlich, warum das Konzept dann nicht einfach auf die Kinder übertragen?
Und ja, der Umzug in ein Haus hat bei uns auch dazu geführt, dass wir nochmals kräftig ausgemistet haben, vor und nach dem Umzug. Was nach einem Monat noch keinen festen Platz hatte, war ganz offensichtlich entbehrlich.
Beim Essen machen wir es etwas anders, aber auch durchorganisiert: Montags gibt es Reste vom WE, am Dienstag Nudeln, am Mittwoch Suppe, am Donnerstag Reis etc. So bleibt genügend Freiraum für kreative und neue Gerichte (wir kochen alle gerne), aber ich muss nie lange überlegen, was ich kochen soll, weil so für Abwechslung gesorgt ist und ich trotzdem blitzschnell auf Standart-Rezepte zurückgreifen kann.
LG, Julia