Irgendwo zwischen der jährlichen Autoversicherungs-Rechnung, meiner neuen (längst überfälligen) Brille und des beim Umzug verloren gegangenen Winterfutters meines Mantels (Neeeein!) habe ich im Dezember beschlossen: Die nächsten 3 Monate werde ich auf spending freeze sein.
Ich hatte keinen Bock mehr darauf, meinem Geld beim Verschwinden zuzusehen (trotz Monatsbudget!), die großen Anschaffungen waren zwar notwendig, schlugen aber trotzdem mit insgesamt fast 1000€ zu Buche, da ich lieber Qualität als Quantität kaufe. Weitere must haves gab es nicht, aber schon immer wieder “Ach, das wär ja auch nett”-Momente. In den letzten Wochen las ich zudem um die 10 Bücher, von denen ich eines geschenkt bekam und 9 gekauft habe.
Und dann hat es mir gereicht.
Hallo spending freeze, bye bye Geld ausgeben
Unter spending freeze versteht man einen Zeitraum (meistens ab 4 Wochen, nach oben hin gibt’s keine Grenzen), in denen Du Deine Ausgaben auf das nötigste reduzierst.
Ziel ist es, dass Du in dieser Zeit
- Dein Geld für die Dinge ausgibst, die Du wirklich brauchst
- keine Ausgaben tätigst, die nicht notwendig oder nicht geplant sind
- Dein Konsumverhalten in Frage stellst und
- Dich auf das wichtige besinnst.
Die Vorbereitung
Wenn Du nicht so holterdiepolter wie ich ein einen spending freeze stolpern möchtest, sondern die Idee spannend findest oder denkst, dass Du und Dein Konto profitieren könntet, kannst Du Dich mit einfachen Schritten darauf vorbereiten.
Da Du ja sicherlich schon Dein Monatsbudget erstellt hast, ist die wichtigste Vorarbeit schon geleistet. Du brauchst nämlich jetzt eine Übersicht über Deine Ausgaben.
Aber anders als bei Deiner Budgetplanung sortierst Du dieses mal nach notwendig und nicht notwendig.
Nimm Dir alle Ausgaben vor und setze großzügig den Rotstift an – je nachdem, wie streng Dein spending freeze (oft auch spending fast oder spending diet genannt) ablaufen soll.
Was ist notwendig, was lasse ich weg und wenn ja, welche Ausnahmen mache ich?
Meine 3 wichtigsten Ziele sind es, unregelmäßige und ungeplante Ausgaben in den Griff zu bekommen. Da ich ab April kein festes Einkommen mehr habe, möchte ich jetzt schon die Stellschrauben erkunden, an denen ich meine Ausgaben nach unten regeln kann und natürlich auch ein kleines Polster auf dem Konto haben, mit dem ich ab April in die Arbeitslosigkeit gehe.
Ich habe alle Ausgaben eingeteilt in Notwendig – kein Geld dafür ausgeben und Ausnahme, in Klammern findest Du meistens eine kurze Erklärung oder Einschränkung.
Dem Ausgabenstopp entkommen
Miete und Nebenkosten
Lebensmittel (nur gekauft aus dem Geschäft, kein fancy Zeug, normales Essen, Bioqualität wenn vorhanden – Ab April geht die Wochenchallenge so richtig los!)
Mobiltelefon (nur aufladen, wenn es leer ist, momentan habe ich 5,86€ Guthaben über – und NEIN Vodafone, weder jetzt noch nächsten Monat ist die beste Zeit um in einen Vertrag zu wechseln und nein, ich habe mir auch nicht schon lange überlegt, mir wieder einen zuzulegen)
ÖPNV-Ticket (brauche ich für den Arbeitsweg, ab April kaufe ich hier nach Bedarf und schaue, wie ich damit zurecht komme)
Bücherei-Mitgliedschaft (warum siehst Du gleich)
Versicherungen und Sparraten bleiben davon unberührt
Netflix (nutzen wir sehr viel)
Kindle unlimited (habe noch so viele ungelesene Bücher entliehen, sobald ich die gelesen habe, werde ich die Mitgliedschaft kündigen)
Apple Music (nutzen wir beide immer noch sehr ausgiebig)
Visitenkarten (brauche ich für eine Ausstellung) Habe mich dagegen entschieden, also auch das gespart
Wofür ich kein Geld ausgeben werde
Geschenke (außer einer Ausnahme – liest Du etwas weiter unten)
Milchkaffee in der Cafeteria oder von Starbucks (außer ich werde eingeladen)
Kleidung (ich hab so viel, dass ich vermutlich am Wochenende schon wieder ausmisten werde)
Filme und Serien auf iTunes (Netflix ausnutzen! Und der Mann und ich schauen uns gerade sämtliche Folgen des XXL-Ostfriesen in der NDR-Mediathek an ;) )
Kosmetik (schon wieder 3 Nagellack-Leichen akquiriert – wann lern ich’s? Ausnahme siehe unten)
Urlaub
Neue E-Books (autsch)
Essen gehen (außer ich werde eingeladen, Ausnahme siehe unten)
Weggehen (außer ich werde eingeladen, Ausnahmen siehe unten) – schon vorbei ;)
Neue Domains (Hallo ich bin Andrea und ich bin Domainsüchtig)
Ausnahmen
- Essen gehen: ca. 1x die Woche (Abschieds)Essen in der Kantine oder Süppchen beim Bioladen nebenan, ist gut für’s Team
- Kosmetik: neue Haarseife sobald das alte Shampoo in der Plastikflasche leer ist
- Urlaub/ Essen gehen: Der Mann und ich haben am 25.3. unser 5-jähriges, eventuell fahren wir für ein Wochenende weg und/oder gehen auch Essen
Weggehen: Einladung zur Geburtstagsfeier von Freunden
Was ich bisher gemerkt habe
Ich gestehe, dass ich nie erwartet hätte, nach nach 3 Wochen spending freeze schon große Veränderungen zu merken.
Bisher sind alle Versuche, mal nur eine oder zwei Wochen, mal länger mein Budget nach den Fixkosten einzufrieren gescheitert. Und zwar aus dem einfachen Grund, weil mein Budget sowieso schon recht minimalistisch ist. Bis auf etwas “Fun money” habe ich wenig Einsparpotenzial – zumindest dachte ich das sehr sehr lange!
Seit Beginn meines spending freeze fallen mir immer mehr Punkte auf, an denen ich ansetzen kann.
- Mein Guthaben auf dem iPhone steht seit über einer Woche bei 5,86€. Vorher habe ich das nie überprüft und einfach aus Gewohnheit am Ende des Monats die nächsten 25€ aufgeladen.
- Unser Vorratsschrank platzt aus allen Nähten, aber wir kaufen immer nur frische Sachen, anstatt die Vorräte aufzubrauchen. Seit einigen Tagen esse ich “Porridge” (2EL Haferflocken, 1 EL Chiasamen, 1 Messerspitze Vanille in Schoko-Kokosmilch aufgekocht und quellen gelassen, dazu eine Banane – SO lecker, günstig und gesund).
- Wenn der Mann und ich gelangweilt sind, gehen wir raus und geben Geld aus. Das sitzt bei uns extrem tief und kostete anfangs echt meine gesamte Kraft, da immer wieder Nein zu sagen. Inzwischen haben wir uns wieder auf unsere kostenlosen oder zumindest kostengünstigen Date-Ideen besonnen.
- Ich brauche kein Kindle unlimited Abo, ich dachte, ich nutze es intensiv aus, aber eigentlich horte ich die Muss-ich-noch-lesen-Bücher jetzt nicht mehr analog, sondern digital. Momentan lese ich weg, was noch weg soll und werde mein Abonnement dann kündigen. Update: Ich habe mir einen Kindle Paperwhite gekauft und lese seither sämtliche entliehene Bücher durch. Das Abo habe ich vorerst mal verlängert.
- Update 2: Wir haben unser Netflix-Abonnement gekündigt, weil keine neuen Filme mehr kamen und wir gerade weder Nerv noch Lust haben, uns Zeit für Serien zu nehmen.
- Obwohl ich eigentlich keine Bücher mehr kaufen wollte, habe ich ein komplettes Paket für Rebuy zusammengestellt. Wait what? Ja, eine Zugfahrt hier, Überbleibsel vom letzten Englandurlaub dort und schwupps, stapeln die Bücher sich wieder im Regal.
2 wichtige Erkenntnisse nach 3 Wochen spending freeze
Pass auf die kleinen Ausgaben auf. Auch ein winziges Leck kann ein großes Schiff versenken.
-Benjamin Franklin
1. Erkenntnis: Auch bei einem Monatsbudget, dass Du vermeintlich super unter Kontrolle hast, kommt es sehr leicht zu diesen winzigen Lecks, die Du übersiehst. Dabei handelt es sich um geplante Ausgaben, über die dennoch verdammt viel Kohle über Bord geworfen wird. Es lohnt sich für mich jetzt nach 3 Wochen schon, noch einmal deutlicher hinzuschauen und Ausgaben in Frage zu stellen, anstatt sie einfach so anzunehmen!
2. Erkenntnis: Versagen ist, was Du daraus machst! Vorher habe ich dazu geneigt, einen spending freeze nach einem Ausrutscher sofort als gescheitert zu betrachten, ähnlich wie bei einer Diät, wenn Du doch einen Schokoriegel isst, obwohl null Süßigkeiten erlaubt sind. Gestern morgen habe ich verschlafen und vom Guthaben auf meinem Arbeitsausweis einen Milchkaffee gekauft. Ist mein spending freeze deshalb gescheitert? Nope! Bleibe ich weiter dran? Aber hallo!
Und, wie sieht’s aus? Bist Du bereit für Deinen eigenen spending freeze?
Bild: Jo San Diego auf Unsplash
Sandra meint
Super Beitrag, find ich super.
Bei mir heißt das ganze “die Kauf-Nix-Diät”:-)
Funktioniert super.
Andrea meint
Liebe Sandra,
danke Dir! Hihi Dein Name dafür gefällt mir :D
Alles Liebe
Andrea
Anja meint
Hallo Andrea,
ein sehr interessanter Artikel und sehr guter Tipp, wenn man die Übersicht mal wieder verliert. Ich bin seit Januar freiberuflich unterwegs und muss ebenfalls sehr aufpassen, wofür ich mein Geld ausgebe. Ich liebe es z.B. in Berliner Cafés zu bloggen, dazu isst und trinkt man dann natürlich was. Ich habe das nun auf höchstens zweimal die Woche beschränkt. Ich glaube, ich werde mir nach deinem Vorbild auch mal eine genaue Liste anschaffen.
LG – Anja
Andrea meint
Liebe Anja,
ja, das summiert sich verdammt schnell! Hier noch ein Kaffee, da ein Cupcake und schwupps ist der Geldbeutel nach einigen Stunden um 10€ erleichtert – wenn’s reicht.
Probier doch mal die App just spent aus, da kannst Du Ausgaben mit zwei, drei Klicks erfassen (während Du auf den Kaffee wartest z.B. ;) ) und bekommst dann in Kategorien angezeigt, wie viel Du da schon verbraucht hast.
Viel Erfolg für Deine Selbstständigkeit!
Liebe Grüße
Andrea