In jeder Beziehung kommt irgendwann der Punkt, an dem einer der Partner den berühmt-berüchtigten Satz “Schatz, wir müssen reden” sagt.
Und nein, ich meine nicht damit nicht den Tag der Trennung, ganz im Gegenteil. Es ist der Tag, an dem endlich in Sachen Geld die Hosen heruntergelassen werden.
Idealerweise sollte dieser Tag nicht erst dann kommen, wenn ihr schon kurz vor dem Altar steht. Gerüchteweise habe ich gehört, dass es Menschen gibt, die noch vor dem ersten Treffen abklären, wie ihr Gegenüber finanziell dasteht, hier geht aber die Zwischenmenschlichkeit ein bisschen verloren, findest Du nicht?
Spielt ihr im gleichen Team?
Nein, damit meine ich nicht, ob ihr gleich oder ähnlich verdient. Je weiter eure Beziehung fortschreitet, desto wichtiger ist es, über diese 3 Punkte zu sprechen:
- Wie gehst Du mit Geld um?
- Wie ist Deine aktuelle finanzielle Situation? (Privatinsolvenz, Schulden, wenn ja in welcher Höhe und aus welchen Quellen, Ersparnisse, etc….)
- Bist Du bereit, gemeinsam gute finanzielle Gewohnheiten zu erarbeiten?
Und natürlich soll nicht nur Dein Partner blank ziehen, sondern auch Du.
Bist Du süchtig nach neuer Kosmetik? Gehst Du wöchentlich Klamotten shoppen? Kaufst Du in Massen E-Books? Hast Du Kreditkartenschulden? Wie kompromissbereit sind Du oder Dein Partner*?
Der Mann und ich haben einige dieser großen finanziellen Punkte hinter uns: wir haben geheiratet, Kinder bekommen, ein Haus gekauft, unser Auto war ein Totalschaden, erst ging ich dann mein Mann in Elternzeit, um nur ein paar zu nennen. Heute will ich unsere Erfahrungen mit Dir teilen!
Eines kann ich Dir aber jetzt schon verraten: In Sachen Geld im gleichen Team zu spielen ist manchmal verdammt hart.
60% weniger Gehalt, ein blöder Vermieter und Krankheit
Alles fing an damit, dass mein Partner sich für ein Studium einschrieb. Vollzeit, an einer der besten Universitäten des Landes.
Das bedeutete eine Reduktion seines Gehalts um 75%, gerade genug Geld um einen Teil der Miete und seine gesamten Lebenshaltungskosten zu begleichen.
Der Rest der Kosten blieb an mir hängen, schließlich war ich noch Vollverdienerin. Die logische und beste Entscheidung, die wir treffen konnten, war, ein Zimmer zu vermieten. Das würden wir immer wieder so machen und ist eine super Option, wenn Du ein übriges Zimmer hast und entweder finanzielle Sorgen hast oder einfach nur ein Nebeneinkommen haben möchtest (House hacking nennt sich das auf neudeutsch).
Unser Vermieter war leider von dieser Idee nicht begeistert, wollten wir uns doch auf seine Kosten eine goldene Nase verdienen und erhöhte die Miete prompt. Natürlich hatten wir nur anteilige Mietkosten verlangt, die dem tatsächlichen Quadratmeteranteil entsprachen, dank des erhöhten Wasserverbrauchs zahlten wir im Endeffekt sogar drauf, aber das interessierte den Vermieter wenig.
Eine schwierige Situation kam zur anderen und im August 14 ging ich in die Klinik. Die Mietzahlungen liefen weiter und ab Dezember hatten wir keinen Untermieter mehr, um nicht noch mehr Stress mit dem Vermieter zu bekommen. Also noch höhere Belastungen und dann auch mein Wechsel in Teilzeit und weitere 35% weniger Einkommen.
Statt 200% (wir haben vorher ähnlich viel verdient) hatten wir plötzlich nur noch knapp 90% unserer finanziellen Mittel zur Verfügung.
Trennung – der einzige Ausweg?
An manchen Tagen wollte ich einfach nur noch weg. Ich glaube, dem Mann ging es ähnlich.
Unsere Miete betrug inzwischen mehr als 80% meines Netto-Einkommens. Schon am 2. des Monats hatte ich kaum noch Geld auf dem Konto. Der Stress, dem wir ausgesetzt waren,war enorm und eigentlich schien nur noch eine Trennung die Lösung zu bringen.
Denn das große Problem ist: Ja, Dein Partner und Du seid zwar im gleichen Team, aber das Team verliert am laufenden Band. Die einfachste Möglichkeit ist es, Dich zurückzuziehen und Deinem Partner die Schuld an allem zu geben.
Und auch wenn einfach meistens mein Mittel der Wahl ist, in diesem Fall war es für uns beide keine Option, die Trennung zu wählen.
Also machten wir uns auf die Suche nach einer kleinen Wohnung um unsere Kosten drastisch reduzieren zu können. Im August 2016 war es dann so weit und wir waren froh, als wir unsere viel zu teure Wohnung endlich hinter uns lassen konnten.
Bis heute hat sich so viel verändert, wir sind zweimal Eltern geworden, erst knapp 250km von München aus in den Norden gezogen, mein Mann pendelte, dann kauften wir inmitten der Pandemie das Haus, in dem wir jetzt leben.
All die Zeit und all die Herausforderungen haben dazu beigetragen, dass wir ein richtig gutes Finanz-Team geworden sind. Klar, wir haben auch unsere Differenzen, aber wir arbeiten gemeinsam daran, unsere Gewohnheiten stetig zu verbessern.
5 Lektionen, die wir aus dieser Zeit gelernt haben
1. Macht ein Budget und haltet es ein
Die schwierigste Challenge, vor allem wenn Du mit einem “Wenn am Ende des Monats kein Minus auf dem Konto ist, war ich erfolgreich”-Mann liiert bist (oder Du selbst diese Mentalität hast), ist ein gemeinsames Budget.
Für uns funktionierte es unverheiratet gut, dass wir uns die Miete gleich von vorne herein aufteilten (per Dauerauftrag kam die Hälfte auf mein Konto).
Zu unseren Lebenshaltungskosten trugen wir beide den gleichen Teil bei, hier rechneten wir allerdings nicht auf den Cent genau. Zu viel Korinthenkackerei schwächt auch das stärkste Team – vielleicht eines der wichtigsten Learnings.
Wichtig: Jeder sollte – egal ob in einer Beziehung oder einer Ehe! – immer noch eigenes Geld haben. Dieses Geld kann der jeweilige Partner ausgeben, wofür er möchte und ohne Rechenschaft ablegen zu müssen.
Dennoch bin ich der Meinung, dass gerade in einer Ehe das Geld, das in die Familie kommt, “unser” Geld ist, nicht his and hers, sondern das gemeinsame, das dann gemeinsam verteilt wird.
Das gemeinsame Budget ist Sache BEIDER Partner. Bitte lass Dich nicht dazu hinreißen, alles finanzielle Deinem Partner zu überlassen! Du solltest immer einen ungefähren Überblick über Deine (und eure) finanzielle Lage haben.
2. Setzt euch gemeinsame (finanzielle) Ziele
Für uns war das “Überleben” des Studiums meines Freundes ein riesiger Schritt, zu dem wir beide unseren Teil geleistet haben. Der nächste große Schritt ist meine Selbstständigkeit. Für solche großen Commitments setzen wir uns gemeinsam hin und reden Tacheles. Wie läuft der Schritt genau ab, welche Erwartungen hat er, welche hab ich und wie finden wir einen Mittelweg. Welche Kompromisse müssen wir eingehen, welche schließen wir kategorisch aus.
Welche Gewohnheiten braucht es, um unsere Ziele zu erreichen? Und: Was tun wir, wenn die Zeit um ist, wie belohnen wir uns?
Weitere Finanzielle Ziele könnten sein:
- eine bestimmte Summe ansparen
- Urlaub
- Rückzahlung von Schulden
- eine größere Anschaffung
- Anzahlung für eine Immobilie
- Investitionen für die Rente
- Rücklagen für die Familiengründun
- …
Eurer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt! Verfolgt die Entwicklung eurer Ziele regelmäßig und schaut auch, ob sie noch immer eure Prioritäten reflektieren!
3. Sucht euch ein gemeinsames Hobby, das kein oder wenig Geld kostet
Der Mann und ich hatten genau 2 Hobbies: Essen gehen und Filme anschauen. Wir haben, als wir beide noch voll verdient haben, locker um die 200-350€ pro Monat für diesen Luxus ausgegeben. Bei mehr als 4000€ Haushaltseinkommen war das auch entspannt drinnen.
Tja, nur leider haben wir diesen Budgetpunkt lange nicht angepasst, als unser Einkommen geschrumpft ist. Es hat lang gedauert, bis das bei uns beiden eingesickert ist. Inzwischen besinnen wir uns auf Dinge, die uns kaum Geld kosten.
Lies dazu:
- 23 Date-Ideen, für die Du immer noch Platz im Budget findest
- 77 neue Date-Ideen für jede Gelegenheit und jedes Budget
- Lass mal wieder daten
4. Sag Deinem Partner was Dir wichtig ist an ihm
Gerade wenn es beim Verdienst ein Ungleichgewicht gibt, ist es wichtig, dem Partner verbal klar zu machen, dass Du nicht aus finanziellen Gründen mit ihm zusammen bist, oder vice versa, dass dieses Ungleichgewicht nichts an Deinen Gefühlen ändert.
Sonst fühlt sich ein Partner auf längere Sicht meistens wie eine Cash Cow oder ein Schmarotzer und das ist wirklich KEIN Zustand, der in einer Beziehung länger als wenige Tage vorhalten sollte – bis das Missverständnis aus der Welt geschafft ist.
5. Teile Deine Ängste und Sorgen mit Deinem Partner – aber nicht nur
Es ist – auch hier – die einfachste Option, Dich ständig bei Deinem Partner auszuheulen, dass Dein Geld nicht reicht, dass Du Angst hast, obdachlos zu werden. Es ist auch wichtig, das, was Dich belastet, mit Deinem Partner zu teilen, aber nicht ständig und andauernd.
Damit meine ich selbstverständlich nicht, dass Du alles in Dich hineinfressen und so tun sollst, als wär alles Friede Freude Eierkuchen!
Aber lasst nicht zu, dass Eure gemeinsame Zeit sich nur noch um das Wälzen eurer Probleme dreht!
Eine Idee ist z.B. eine Kummerstunde einmal die Woche, während der jeder seine Bedenken loswerden kann und gemeinsam an Lösungen für die Probleme gearbeitet werden kann. Und danach ist dann auch wieder gut und die Welt dreht sich weiter.
Wenn Du noch mehr Gesprächsbedarf oder schlimme Existenzängste hast, such Dir bitte therapeutische Hilfe!
Wie halten Du und Dein Partner das? Seid ihr finanziell im gleichen Team?
Weltentdeckerin meint
Hallo,
Es ist ganz wichtig, dass man mit seinem Partner das Thema Finanzen gut bespricht. Es ist sehr wichtig an einem Strang zu ziehen.
Man sollte sich auch klar sein, dass nicht alles immer rosarot ist. Oft man hat gar keine Kontrolle über finanzielle Rückschläge. Insolvenz, Haus überflutet, Krankheit, etc. solche Dinge können einem aus heiterem Himmel treffen und niemand ist davor geschützt. Darum sollte man gut besprechen, wie man in einer Krise zueinander steht.
Für mich ist es klar, dass ich zur Not auch allein unser Leben finanziere, genau das tue ich, denn wir haben eine solche Krise, die leider nicht von uns abhängt, jedoch zum Glück nichts oben genanntes. Eine Ehe oder auch eine stabile Partnerschaft, ist für mich ein Versprechen, den anderen auch ohne Gegenleistung zu lieben und zu unterstützen. Das Leben geht immer mal wieder rauf und runter und die wahre Stärke einer Partnerschaft zeigt sich in der Krise.
Ist natürlich auch sehr schwer, für den Teil, der kein oder nur ein sehr geringes Einkommen hat. Geld ist ja immer auch Selbstbestimmung.
Liebe Grüße, Anja
Andrea meint
Liebe Anja,
vielen Dank für Deinen Kommentar! Dass sich die wahre Stärke oft erst in der Krise zeigt, das haben wir auch erlebt und ich bin dankbar dafür, auch wenn ich es manchmal gern anders gehabt hätte.
Darüber zu reden, wie genau das Krisen”management” aussieht fand ich schwierig, aber genau wie Du sagst, sehr, sehr wichtig!
Alles Liebe für euch!
Andrea