Früher musste jedes Buch einen endlosen Prozess durchlaufen. Es gab Agent*innen und Verlagshäuser, mit denen Deals abgeschlossen wurden. Mit viel Glück (und heftigsten Korrekturen) konnte ein Buch verlegt werden. Ich bin nicht der Meinung, dass Verlage keine Relevanz mehr haben, ganz im Gegenteil. Für viele Autor*innen ist der „traditionelle Weg“ sicherlich der richtige.
Aber überleg doch mal, wie viele großartige Bücher vor dem Self-Publishing in Schreibtischschubladen (oder später dann auf Laufwerken) versauerten. Diese Idee alleine macht mich kirre. Vielleicht liegt irgendwo ein neuer (und nicht von einem transfeindlichem Arschloch geschriebener) Harry Potter begraben, von dem wir vermutlich nie erfahren werden – oder vielleicht doch, denn zum Glück gibt es Self Publishing.
Herzlichen Glückwunsch, Sie sind jetzt Autor*in
Früher war das sowas wie ein badge of honour, den Mensch verliehen bekam. Irgendein reicher, weißer Typ (sind wir doch mal ehrlich) war der Meinung, Du hast es drauf. Ja, er verlegt Dein Buch. Dann bekamst Du diese Medaille angesteckt und konntest Dich ab jetzt Autor*in schimpfen. Ich lehne mich einmal aus dem Fenster, ganz schön weit und ohne Quelle im Hintergrund, und korrigiere mich gerne, wenn ich falsch liege: Vermutlich eher Autor, denn ich bin sicher, dass ein Großteil aller jemals durch traditionelle Verlage veröffentlichte Bücher vor der Jahrtausendwende Bücher von Männern waren.
Gut, jetzt habe ich eben doch gesucht:
A recent study has found that only 24 percent of published books are written by women.
Tagari.com, dieser Artikel ist so schockierend wie lesenswert
Dank Self-Publishing hat sich dieses Bild – aus meiner persönlichen Bubble heraus – geändert. In der Nische, in der ich mich mit meinem neuen Projekt Rhea Fox bewege, ist ein Großteil der Veröffentlichenden weiblich. Ich begrüße diese Entwicklung und jeder, der über den Wandel, den Twilight und 50 Shades of Grey (auch wenn ich persönlich die Inhalte dieser Bücher nicht mag) gebracht haben, lacht, sollte sich dringend mal seinen inneren alten weißen Mann genauer anschauen.
Für mich war genau dieser badge of honour der Grund, meine Bücher im Selbstverlag zu veröffentlichen. Menschen wie ich (Arbeiterkind, neurodivergent, kein Studium, kein Vitamin B) werden keine Autor*innen – außer vielleicht von Büchern, wie wir es trotz Arbeitereltern, trotz ADHS, trotz… geschafft haben. Inspiration Porn, ja dafür sind wir richtig gut, weil zu dieser Debatte haben wir ja ohnehin nichts anderes beizutragen, als für den Kapitalismus schöne Abziehbildchen des Tellerwäschers, der es, naja wir wollen es nicht übertreiben, zur oberen Mittelschicht gebracht hat.
Ich bin Autorin. Punkt. Ich brauche keinen Boomer, der mir erzählt, was ich zu sein oder zu lassen habe.
Let’s talk money
Und wie ist das jetzt mit dem Geld? Ihr wisst, ich ziehe hier blank, egal was kommt. Ich will nur vorschieben: kurz nachdem ich meine Bücher veröffentlicht habe, verschwand ich erstmal von der Bildfläche.
Die erste Zeit als Mutter, und who am I kidding, bis heute ist das so, war hart, ich musste zu 100% in diesem neuen Alltag präsent sein und mein Business kam noch nicht mal mehr an letzter Stelle.
Kurzer soppy moment: Danke an dieser Stelle jeder und jedem, die mich dennoch unterstützt haben und weiterhin unterstützen
Dementsprechend blieben die Einnahmen auch weit unter dem zurück, was ich hätte generieren können. Sehr schade, aber es war eben so. Dennoch konnte ich bis heute:
als Tantiemen erzielen. In den 7 Büchern sind E-Books und Printausgaben enthalten. Über 4600€ hiervon betreffen die Bücher 99 Ideen für Dein Nebeneinkommen und So wirst Du Virtuelle Assistentin (nur noch bis 28.02.23 verfügbar).
Wenn ich den Betrag auf die Zeit umrechne (wobei das natürlich nicht ganz stimmt, weil nicht alle Bücher zur selben Zeit erschienen sind), komme ich bei ca. 100 Euro im Monat heraus.
Wie geht es mit dem Self Publishing weiter?
Und ich finde das ehrlich richtig krass und freue mich, hier noch viel mehr zu entdecken und zu gestalten. Denn ich habe festgestellt, dass die Sparfüchsin mir fehlt und ich noch lange nicht fertig bin mit diesem Blog hier. Es wird in nächster Zeit richtig viel neuen Content geben, 99 Ideen für Dein Nebeneinkommen erhält ein neues Vorwort und ein wunderschönes Cover (ehrlich, ich bin so verliebt!).
So wirst Du Virtuelle Assistentin wird komplett vom Markt genommen, aber das Nachfolgebuch, das praktisch fertig in meiner Schublade liegt, erhält nochmal eine kleine Überarbeitung und wird dann größer, schöner, besser zurückkommen (vermutlich etwa Mitte des Jahres, weil ich parallel noch an meinem Roman und einer Novelle arbeite).
Und dann wird es gegen Ende des Jahres ein neues Buch geben, das ich inzwischen halb fertig habe und auf das ich mich richtig krass freue!
Danke, dass ihr dabei seid – und das seit 8 Jahren (kaum zu glauben, oder?)
Lohnt sich Self Publishing noch?
JA JA JA! Natürlich lohnt es sich.
Mit Self Publishing
- kannst Du Dir Gehör verschaffen auch wenn Du marginalisiert bist
- bist Du nicht nur Inspiration Porn oder Außenseiter
- kannst Du genau das veröffentlichen, was Du möchtest
- gibt es keine Konventionen, wie im traditionellen Publishing (ich schreibe z.B. Monster Romance, joa, gibt’s jetzt im Mainstream noch nicht so viel, auch wenn es dank TikTok & Co immer mehr wird)
- kommen die Einnahmen direkt bei Dir an
- kannst Du Dir eine Reputation in einem Feld aufbauen, in das Du sonst keinen Fuß bekommen hättest
Also, worauf wartest Du noch? Wann lese ich Dein Buch?