Wenn ich erzähle, dass der Mann und ich uns von 96% unserer Bücher, CDs und DVDs getrennt haben und das schon mehr als ein Jahr bevor wir unseren Wohnraum halbiert haben, treffe ich auf fassungslose Blicke.
Unsere Wohnung stellen sich die meisten wohl wie ein ödes Zimmer vor, in dem zwei einsame Matratzen am Boden liegen, daneben zwei silberne Macbooks und sonst gar nichts.
Es ist wahr, einen sehr großen Teil unserer Besitztümer sind wir los geworden. Viele haben den Evaluierungsprozess (mehr dazu gleich!) nicht überstanden.
Ein recht großer Prozentsatz von dem Zeug, das uns entkommen konnte, fristet in einigen wenigen Kartons sein Dasein. Kartons, von denen ich erneut schon nicht mehr genau weiß, was sich in ihnen befindet.
Und viel zu viel befindet sich immer noch in unserer Wohnung, in der 2 Erwachsene auf 34 Quadratmetern leben.
Dieser Überfluss an Zeug in Zusammenhang mit der chaotischen Lagerhaltung im Keller führt dazu, dass wir ganz aktuell
- unentspannt sind
- Dinge nicht finden und sie doppelt kaufen
- keinen Überblick haben
- uns von unseren Besitztümern eingeschränkt fühlen
Und deshalb steht bei uns die nächste Entrümpelungsrunde in den Startlöchern.
Chaos ist schlecht für’s Budget
Die meisten dieser Punkte führen nämlich dazu, dass Du mehr Geld ausgibst, als Du willst. Du „gönnst“ Dir was, weil Du das „verdient hast“, Du bist ja so unentspannt und eingeschränkt. Du kannst nicht atmen und relaxen in Deiner Wohnung, also musst Du rausgehen, ins Kino oder ins Restaurant.
Du bist zu faul, um zu suchen oder weißt auch nicht, ob sich das Suchen lohnt, der Gegenstand könnte ja auch schon dem Entrümpeln zum Opfer gefallen sein. Also kaufst Du ihn doppelt und dreifach (gilt auch für Essen in einem übervollen Kühl- oder Vorratsschrank).
Jeder Tag, an dem Du das Entrümpeln hinauszögerst, jeder Tag, an dem Du Dich ärgerst. Jeder Tag kostet Dich bares Geld. Unter Umständen auch für sinnlosen Stauraum, für Instandhaltungskosten, für Versicherungen, die Du umsonst bezahlst.
Darum ist Entrümpeln so schwer
Wenn Du Dich aktiv von einem Gegenstand trennst, ist das objektiv gesehen die einfachste Form des Loslassens. Stell Dir nur mal vor, wie Du an der Mülltonne stehst und etwas hineinwirfst. Du lässt es los und es landet in der Tonne.
Tipp: Idealerweise wirfst Du Deine überflüssigen Sachen natürlich nicht einfach weg, sondern machst sie zu Geld oder stellst sie anderen kostenfrei zur Verfügung.
Bis es aber so weit ist, musst Du Dich einer ganzen Latte an Schwierigkeiten stellen.
In diesem Artikel auf So little time (übrigens der beliebteste, am meisten weitergeteilte und -verbreitete Artikel, den ich jemals geschrieben habe), habe ich die Gründe, weshalb es Dir schwer fällt, Dich von etwas zu trennen, bereits zusammengefasst:
- Du hast Geld für die Sachen ausgegeben.
- Du hast sie in Momenten gekauft, in denen sie genau das waren, wonach Du gesucht hast.
- Du hast sie in Erinnerung an jemanden oder etwas gekauft.
- Du hast sie gekauft, obwohl Du wusstest, dass Du sie nie tragen oder nutzen würdest.
- Du schämst Dich dafür.
- Oder willst nicht, dass alles umsonst war.
- Du hältst an ihnen fest, weil Du denkst, du brauchst sie sicher irgendwann wieder.
- Du behältst sie „für Gut“.
- Der Verkaufspreis ist viel zu gering für das, was sie Dich gekostet haben.
Diesen Punkten musst Du Dich stellen, wenn Du endlich Ordnung in Deine 4 Wände samt Budget und Keller bringen möchtest.
3 Fragen, die Du Dir stellen solltest
Weil die Frage bereits aufkam, möchte ich heute die Kriterien mit Dir teilen, nach denen wir ausgewählt haben, was uns in unserem neuen Leben begleitet. Und nach denen wir jetzt auch unsere verbleibenden Besitztümer bewerten werden.
Meine Vorgehensweise ist folgende: Der Reihe nach stelle ich mir folgende 3 Fragen.
Wenn ich eine Frage mit Nein beantworte, ist der Gegenstand raus.
Wenn ich eine mit Ja oder Weiß nicht beantworte, kommt die nächste Frage dran.
Glaub mir, mehr als diese 3 habe ich noch nie gebraucht.
1. Verursacht Dir der Gegenstand Freude?
Diese Frage klingt zuerst einmal seltsam für Deine Ohren, oder? Ob sie sie erfunden hat, weiß ich nicht, aber „Does this spark joy?“ ist die zentrale Frage des Ordnungssystems von Marie Kondo, einer japanischen Autorin und Ordnungsberaterin.
Verwandter Artikel: Does this spark joy? KonMari und Deine Finanzen – passt das zusammen?
Marie hält Dich dazu an, jeden einzelnen Gegenstand in die Hand zu nehmen und Dir diese Frage zu stellen. Wenn Du Dir jetzt denkst, dass Du damit wohl nie fertig werden würdest, besitzt Du vermutlich zu viel Zeug und solltest erst recht entrümpeln!
Ich nutze diese Frage meistens im Bezug auf meine Kleidung, aber auch bei Haushaltsgegenständen. Wenn etwas so sperrig ist, dass es mir ständig im Weg ist oder mich anderweitig nervt, verursacht der Gegenstand definitiv keine Freude und muss gehen.
2. Wann hast Du es zuletzt benutzt?
Puh, gerade bei Haushaltskram ist diese Frage der Todesstoß. Wann hast Du das letzte Mal diesen cleveren, kleinen Raviolimacher benutzt? Wann die Spätzlereibe, die Salatschleuder? Der Fondue-Topf oder das Raclette-Set wurde vermutlich gerade erst wieder eingemottet, aber sind sie es wert, dass Du sie an 365 Tagen lagerst um sie an einem zu benutzen?
Wenn Du Dich nicht erinnern kannst, sie ohnehin zu viel Platz wegnehmen, unpraktisch sind, weg damit!
Hier fallen dann meistens auch die Dinge, die Du gekauft hast, weil Du sie in der Werbung gesehen hast, weil Du mal der Meinung warst, so ein Stepper wäre das Nonplusultra oder Du würdest im nächsten Jahr auf jeden Fall mindestens 8x in die Berge gehen und brauchst deshalb dieses neue Paar High-Tech-Schuhe unbedingt. Das ist beliebig ersetzbar durch sämtliches Hobby-Equipment.
3. Würdest Du es neu kaufen, wenn es in einem Feuer verbrennen würde?
Diese Frage begleitet mich, seit ich sie einmal auf einem amerikanischen Minimalismus-Blog entdeckt habe und sie ist so gut. Denn an ihr kommen nur die wirklich wichtigen Dinge vorbei.
Falls Du neugierig bist, bei mir sind das im Moment: Meine Brille, mein Ehering, mein Wintermantel, Laptop, Smartphone und meine Lieblingstasche.
Was schafft es bei Dir durch alle 3 Stationen?
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Hier kannst Du ansetzen
Und noch ein kleiner Bonus zum Schluss: An diesen Punkten kannst Du direkt ansetzen!
- Verabschiede Dich von Dingen, die Du doppelt (oder mehrfach) besitzt: Wie viele Fernseher, Computer, Medien, Möbel (2 halbvolle Bücherregale, drei wackelige Tischchen)… brauchst Du wirklich? Was ist überflüssig, was ist zu viel? Was kann gehen?
- Werde die Dinge los, die Du nicht verwendest oder verwenden willst: Die Sportart, die Du unbedingt ausprobieren wolltest, 3 Yogamatten, Bücher von Autoren, die Du gar nicht magst, CDs, die Du längst auch digital besitzt, die Hose, in die Du nicht mehr hineinpasst – weg damit!
- Komm drüber hinweg: Überwinde Deine Schuld, egal ob der Gegenstand ein Geschenk von Großtante Liese war, der Lieblingsaschenbecher Deines verstorbenen Großvaters (und Du rauchst nicht mal), uralte Schulhefte und Zeichnungen Deiner Kinder, Kinokarten, Liebesbriefe einer Person, mit der Du nicht mehr zusammen bist – lass es gehen! Wenn Du das Erb-Service Deiner Oma nicht wegwerfen willst, benutze es jeden Tag, frage Deine Eltern, ob sie es zurück möchten oder behalte einen Teller und gibt den Rest in ein Sozialkaufhaus. Deine Oma hätte auch nicht gewollt, dass Dir das Service den Tag versaut!
- Mach es zu Geld: Frage Freunde und Familie ob sie etwas gebrauchen können, verkaufe auf Ebay Kleinanzeigen oder über Facebook, spende, was möglich ist und wirf den Rest weg.
- Bleib offen für’s Loslassen: Bei jedem Gang durch mein Bücherregalfach finde ich wieder Bücher, die ich geschenkt bekommen oder die ich für Zugfahren gekauft habe. Ich finde immer wieder Zeug, das gehen kann, Dekokram und Krimskrams, der mein Leben nicht bereichert, sondern schwerer macht. Wenn er mir auffällt, geht er.
- Kauf nicht noch mehr: Schau Dir an, wie viel Deiner Besitztümer Du bereits weggegeben hast. Bei uns waren es mindestens 50% oder mehr Dinge, für die wir Geld ausgegeben haben, die uns völlig gleichgültig waren und bei denen wir nicht mal mit der Wimper gezuckt haben, als es darum ging, sie loszuwerden. Lass nicht zu, dass Du diesen Kreislauf weiterhin am Leben erhältst! Für neue Anschaffungen gibt es diese drei Richtlinien, die für mich sehr gut funktionieren: 1) Wie bereichert dieser Gegenstand mein Leben? 2) Was ist der eine gute Grund, weshalb ich diesen Gegenstand nicht kaufen sollte? 3) Möchte ich den Gegenstand wirklich haben und ihn für immer besitzen?
Für immer ist ein großes Wort, aber hier genau das richtige. Kauf etwas nicht nur, weil Du es jetzt gerade toll findest. Kauf etwas nicht, weil Du es ja eh in 2, 3 Wochen entsorgen kannst oder weil es so günstig ist, dass das keinen Unterschied mehr macht.
Auch 10 Dinge für 5€ summieren sich! Mach den Unterschied für Dich!
Wann fängst Du an zu Entrümpeln?
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Hallo Andrea,
danke für den nützlichen Beitrag, deine 3 Fragen sind wirklich super effektiv! Ich habe sie gleich in Gedanken bei meiner Salatschleuder angewendet. :P
Tatsächlich lebe ich schon ein paar Jahre minimalistisch und besitze mittlerweile nur noch Krams, das mir wirklich am Herzen liegt. Und das ist nicht sonderlich viel, passt also alles in mein kleines WG-Zimmer. Das ganze Küchenkram gehört meiner Mitbewohnerin (außer die Salatschleuder). ;)
LG – Anja
Hi Anja,
sehr gern :D Ach ja, diese Salatschleudern. Erst kürzlich habe ich zum Mann gesagt: „Weißt Du, was ich NIE vermisse? Die Salatschleuder!“ :D
Eine super Entscheidung, nur das zu behalten, was Dir am Herzen liegt :)
Alles Liebe
Andrea
Das passt ja wie die Faust aufs Auge. Ich entrümple hier auch gerade – und zum ersten Mal erfolgreich. Da ich ja selbst darüber schreibe, kannte ich das ein oder andere Trickschen schon.. aaaaber: „… und ihn für immer besitzen?“ ist sowas von hervorragend..
Danke Andrea, für diese kurze, so wertvolle Phrase. Ich schick dir ein Herzchen!
Liebe Grüße aus Ö
die Hanna
Liebe Andrea, das sind wirklich wertvolle Tipps, die du hier zur Verfügung stellst! Vielen herzlichen Dank!
Liebe Grüsse
Judith